die zeiten, dass ich mir scheiben blind kaufte, also ohne hörprobe oder geschmackstest, sind eigentlich längst vorbei. meist geht es nicht o...

Midlake - The Trails Of Van Occupanther













die zeiten, dass ich mir scheiben blind kaufte, also ohne hörprobe oder geschmackstest, sind eigentlich längst vorbei. meist geht es nicht ohne ausgiebiges hören, nochmalige umrundung des cd- ständers und willtenlichem abgang, um an der kasse noch einmal einzudrehen und mir das verlockende teil doch einzusacken.
eine ordentliche rezension, die sich anderenorts ähnlich begeistert wiederfinden läßt, kann einem schon ordentlich auf die sprünge helfen. beispiel gefällig? auf bol.de heißt es:
"Jason Lee, Skateboardlegende, Schauspieler („My Name Is Earl“ & „Almost Famous“) und langjähriger Supporter von Midlake, trifft es vielleicht am besten, wenn er sagt: „The Trials Of Van Occupanther‘ ist jetzt schon eine der wichtigsten modernen Platten, die ich besitze. Denn in einer Ära, in der man alles ironisch oder lässig distanziert sehen zu müssen glaubt, bedeutet diese Platte WIRKLICH etwas. Einfach gesagt: ‚Van Occupanther‘ hat Rückgrat. Diese Platte will einem nichts vormachen. Und dies macht Hoffnung, denn es zeigt, dass Aufrichtigkeit auch heute noch in alternativer Musik existieren kann.“ "

so was langt mir schon (manchmal). gibt natürlich weitere lesenswerte bemerkungen. wir schauen uns um. also ein blindkauf.
die website. lustig.

9 Kommentare:

  1. manchem, was mich berührt, würde ich gern ungeschlachter gegenüber treten. so mit den händen in den hüften, leicht zur seite geneigtem kopf und einem aggressiv verspannten lächeln im gesicht. einer fassade eben, die mich vor dem durchdringen schützt. doch hier:
    ein beginn wie aus dem ei gepellt, als wäre man ungebremst/ungehindert hineingesogen worden. druckvoll bläst die gemeinschaft zum start, den refrain gibt’s mietfrei. ein gesang, geschönt - „brüder zur sonne, zur freiheit“ – wie er sich durch das gesamte album zieht, dem im gestus des überstreckten halses das misstrauen, das fehlbare gänzlich abhold ist. momente in einem lied, die sich verschenken, als gelte es vor dem ziel die anderen begleiter derart zu beeindrucken, dass sich eine durchfahrt desselben erübrigt. und dennoch fürchte sich niemand vor einem parforceritt, etappensiege sind bausteine, keine garantie für einen toursieg, schon „bandits“ wagt sich an kreativer pausengestaltung, die sich im schwelgen a la barclay james harvest übt. eine leichte gitarre mit einem solo aus zähflüssigem gold, eine flöte, die sich aus nöten, wehmut und optimismus speist. wenige minuten alt und dennoch überzieht die musik den hörer bereits mit einem mantel des vertrauten, beheimateten. schuld daran sind bewegende, rührende melodien, die von einer unspektakulären, jedoch nicht der akzente beraubten instrumentierung getragen werden, die wiederum, erdig und auf schulterhöhe installiert, dem blasierten und kastrierten moderner möglichkeiten bewusst ausweicht. so darf in „young bride“ mit japanisch schiefer note die fidel jammern, wird in ihrem schwindel aber von den kollegialen tonwerkzeugen wieder aufgefangen, um alsbald gemeinsamen freuden entgegen zu streben. das schlagzeug feuert fiebrig salven, milde bassrhythmik addiert die forderung.
    wo milde stilbildend rationiert, gelingen wundersame, traumwandlerische augenblicke: „branches“. weitere höhepunkte: „in this camp“, das sich gefühlig und beherrscht ein breitflächiges netz webt, „the gathered in spring“ mit seinen synthetischen, hymnisch feiernden posaunenklängen.
    dieses album erinnert mich in seiner homogenität, konzentration, seiner stringenten argumentation an werke, die eine gänzlich unterschiedliche musikalie darstellen können, aber den genannten aspekten besonders dienlich sind, wie z.b. „neon golden von the notwist oder auch „car button cloth“ von den lemonheads. wer dem folgt, dem gratuliere ich persönlich.
    9 punkte

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  2. hui was sagen nach soviel Schwärmerei.
    ICh hab ja gesagt Eike ich werde ihnen noch einige Chancen geben, was ich auch getan habe und tatsächlich weiß dieser beatartige Schlagzeugrhythmus in Young Bride zu fesseln, die Geige kann man mögen muß man nicht. Auch die dezenten Bläsersätze in Branches wissen zu gefallen und "In This Camp" wäre fantastisch würde es nicht in der Mitte von diesem jamartigen Intermezzo stark beschädigt. Leider drängt sich mir dann aber auch immer wieder ein andres Bild auf: Der Desperado den Hut tief im Gesicht auf seinem Pferd langsam in den Sonnenuntergang reitend und vorne leich verschwommen durch die Flirrende Hitze das Schild Hotel California 10 Miles.
    Dann lieber mit ner kühlen Limo auf der Veranda zu The Singing Adams Lasso werfen üben.
    6 Punkte

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  3. Ich kann den schwärmerischen Kommentaren von Eike nur beipflichten, das Album ist ein Meisterwerk.
    Jenseits aller Moden, unaufdringlich, poetisch und melancholisch.
    Die 70er, die man auf diesem Album raushört, sind eigentlich nicht mein Jahrzent, da ich ja von den 80ern geprägt wurde.
    Midlake schaffen es aber, das abstoßende der 70er zu eliminieren( das hippieske,das übertrieben peacige) und es neu zu interpretieren.
    Sie sind sozusagen Neo-Hippies,ohne es aber wie zum Beispiel Devendra Banhart plakativ zur Schau zu tragen, um damit Sympathien bei den entsprechenden Leuten zu gewinnnen.
    Es sind einfach natürliche und bescheidene Kerle, die sich auf ihre feine Musik konzentrieren und nicht die große Show abziehen.
    Keine Gruppe für einen Hype, aber auf jeden Fall entdeckenswert.
    Dieser melancholisch-psychedelische Stoff von "The trials...." hat durchaus Suchtpotential.

    9 Punkte

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  4. Den beiden 9-Punkte-Gästen möchten ich hilfsbereit ein Seil zu werfen, um sie aus der Mitte dieses Sees an glatter, triefender 70er-Jahre-MOR-Altmänner-Musik zu ziehen, bevor sie darin untergehen. Hoffentlich muss ich dazu selbst nicht weiter als knöcheltief rein, denn ich bin mir der Gefahren dieses Gewässers durchaus bewusst...

    5 Punkte

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  5. du solltest dich nur mal trauen loszuschwimmen. hinterher hecheln kann nicht dein stil sein.

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  6. Mit Altmänner-Musik kann ich mich mit meinen 35 Jahren
    inzwischen gut identifizieren,wäre ich professioneller Tennisspieler geworden,würde ich wohl jetzt auch auf der Seniors-Tour spielen.
    In spätestens 10 Jahren hört jeder hier am Blog beteiligte eh Folkmusik.
    Irgendwann fühlt man sich halt seltsam,wenn man neben einer Horde von 16-jährigen steht,wie das bei Konzerten von Mando Diao,oder den Rakes der Fall ist.
    Um jung zu bleiben höre ich deshalb immer wieder gerne mal die Arctic Monkeys,aber die sind Deinen alten Ohren zu rauh,stimmt's Dirk?

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  7. Hallo!?! Die sind mir viel zu lahmarschig! Beim Frequency hatte ich einen Krampf in der Mundmuskulatur vom vielen Gähnen!

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  8. ich finde den beginn des albums gar nicht so schlecht. allerdings wird's mir nach hinten raus auch ein tick zu 70er. nicht, dass ich die 70er nun gar nicht mögen würde, aber das hier ist des guten zuviel. 6,5 punkte

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