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Dustin Kensrue - Please Come Home




Dies ist die Geschichte eines Mannes, der auszog, um in der Post-Hardcore-Nische mit seiner Band Thrice alle Felder abzustecken, die brach lagen und bestellt werden mussten. Es ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der sich den ergreifenden Klängen der Südstaatenromantik verschrieben hat, der den bitteren Geschmack einer Linsensuppe zu schätzen weiß, dem Charme von horizontweiten Kornfeldern erliegt. Der auf dem Schaukelstuhl seine Veranda bewacht, mit Zahnstocher im Mund und Musik im Kopf. Es ist die Geschichte von Dustin Kensrue.

Aufgewachsen zwischen großen Orangenplantagen, an der milden Pazifikküste von Orange County, schließt sich Kensrue der bunten und krachenden Skate-Szene an, spielt auf seiner schrumpeligen Gitarre Variationen von drei Akkorden, wird professioneller Sänger. Neben der raschen Karriere seiner Band Thrice sehnt sich der Romantiker nach nebeliger Spiritualität, lauwarmen Sommernächten und einer Zigarette nach dem Essen. Das Resultat der bisherigen Gratwanderung: ein erdiges und knietief im Wurzelgrund amerikanischer Folkmusik verhaftetes Solodebüt.

"Please come home" ist eine aufrichtige Hommage an die großen Helden der Jugendzeit: Das musikalische Erbe von Elvis Costello, Bruce Springsteen, Johnny Cash wird erweitert, ein tonales Freundschaftsband mit Ryan Adams geknüpft. Da stampfen die ungewaschenen und unrasierten Insassen des Folsom Prisons kraftvoll im Takt ("Blood & wine"), hier bekommt Adams seine "Answering bell" ("Pistol"), dort tränen Costellos Augen ("Blanket of ghosts"). Was fehlt, sind Skandale, Exzesse und June Carter.

Die Mundharmonika zirpt im Kopf, die raue Stimme von Kensrue bleibt hängen. "Please come home" ist eine Ansammlung wundervoller Melodien, wunderschöner Texte und wunderbarer Songs. Und die Kritik? Die hängt in den Seilen und kann nur darauf verweisen, dass die Platte mit acht Songs in einer knappen halben Stunde ziemlich kurz geraten ist. Doch bleibt Kensrue das letzte Wort: "Wake me when it's spring time in heaven / When I'm strong enough to walk in that place."



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4 Kommentare:

  1. 8,5 Punkte, trotz der Tatsache, dass das Album wirklich zu kurz geraten ist....

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  2. ok, vernünftige hausmannskost, schmäht man nicht, wenn sie einem vorgesetzt wird, fragt man aber auch nicht nach, wenn man wählen darf. in diesem metier gibts vieles, was wesentlich besser ist. hast du mal bei den letzten frank black scheiben reingehört? nur ein beispiel, marcell.
    dennoch danke für diese vorstellung, denn ab und an hau ich auch gern rein wie bei muttern.
    6 punkte

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  3. Leider ist das Genre für mich ziemliches Neuland. Bin gerade dabei mich etwas näher damit zu beschäftigen. Wenn Du Tipps für mich hast - immer her damit.

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  4. uh... cognitively thread :)

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