Haldern-Pop (VII) Dass nicht nur die Freunde des Folk beim Haldern Festival auf ihre Kosten kommen werden, zeigen in den nächsten Tagen ein ...

Serena Maneesh - No 2: Abyss In B Minor


















Haldern-Pop (VII)

Dass nicht nur die Freunde des Folk beim Haldern Festival auf ihre Kosten kommen werden, zeigen in den nächsten Tagen ein paar Jungs und ein Mädchen aus der Krachmacherstraße.

Serena Maneesh sind Emil Nikolaisen (Gesang, Gitarre), Ådne Meisfjord (Elektronik), Hilma Nikolaisen (Bass), Øystein Sandsdalen (Gitarre) und Tommy Akerholdt (Schlagzeug) aus Oslo. Von der Bandgründung im Jahre 1999 dauerte es 6 Jahre bis zum ersten, selbst betitelten Longplayer. Nun mussten die Fans des Qintetts "nur" weitere 5 Jahre auf eine neue Platte warten. Der Zweitling trägt den Titel "No 2: Abyss In B Minor", wird über 4AD veröffentlicht, verbindet erneut Shoegaze (My Bloody Valentine, Spiritualized) und amerikanischen Indierock (Sonic Youth) und versteckt einladende Melodien hinter eruptivem Lärm, zerhackten Sounds und ausgefransten Songstrukturen. Aufgenommen wurde das Album in einer düsteren Höhle in der Nähe von Oslo - und genau so klingt es auch. Ob die Haldern-Macher aber neben Spiegelzelt und See noch eine solche auftreiben werden, bleibt fraglich.





"I Just Want To See Your Face" Video

Es wummert und rattert und klingelt und klopft, dass einem zumindest das Hören vergeht. Die Belohnung könnte mit der cleveren, an Sonic Youth erinnernden, Single "I Just Want To See Your Face" nicht größer sein. Doch kaum hat Lina Holmstrøm das Wort "Sugar" in den Mund genommen, kehrt der Krach im dritten Song "Reprobate!" erbarmungslos zurück.

Es geht also um die absolute Frage: Musik oder Nicht-Musik. Im rohen Mix von Nick Terry (Klaxons) und René Tinner (Can) lotet man das Shoegazing-Genre aus, das von Bands wie My Bloody Valentine aufgebaut wurde. Serena Maneesh inszenieren einen Kampf von Lärm und Melodie, den Leadsänger Emil Nikolaisen auf das Bild eines Schleiers bezieht, der allmählich gelüftet wird und der Band ihren Namen gab. Klingt nach einem guten Konzept. Doch Konzepte klingen selten wirklich gut.

Die meiste Zeit ist das Spannungsfeld von Serena Maneesh eher anstrengend als aufschlussreich. Die Dramaturgie, die Kontraste und vor allem die Melodien sind nicht originell genug, um den großen Plan über weite Strecken zu tragen und dem Genre etwas Neues beizugeben. Nur selten führt der Lärm zu einer Wiederentdeckung der Melodie. Meist lenkt er von unausgereiften Fragmenten ab.

Am Ende ist es weniger der lange Weg des Albums, der das Hörvergnügen bringt. Es ist dieser letzte Moment, in dem die Klanghöhle in sich einbricht und der Popsong mit der 60s-Halluzination "Magdalena" das Licht der Welt erblickt. Vielleicht wäre so ein Schluss der bessere Anfang gewesen.
(laut.de)

1 Kommentar:

  1. Den totalen punktemäßigen Absturz verhindert z.B. „Melody For Jaama“, ein lupenreiner My Bloody Valentine-Abklatsch.

    4,5 Punkte

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