Das Debütalbum “Beat pyramid” der Band wurde mir schon häufig ungefragt empfohlen. Doch allein das Cover schreckte mich ab. Das Zweitwerk...

These New Puritans - Hidden

cover

Das Debütalbum “Beat pyramid” der Band wurde mir schon häufig ungefragt empfohlen. Doch allein das Cover schreckte mich ab. Das Zweitwerk ging diesbezüglich auf Nummer sicher, es bot mir keine Ausrede für meine Ignoranz. Trotzdem brauchte es noch ein paar Monate und eine Radioshow, bis ich mich an “Hidden” herantraute.

These New Puritans stammen aus dem Südwesten Englands. Wirklich puritanisch geht es auf “Hidden” nur zu, wenn man jede Tonspur einzeln betrachtet. Im Zusammenspiel ergibt sich jedoch ein komplexes Ganzes, welches nur wenigen Regeln und Sitten folgt. Als Leitmotive dienen Rhythmen, welche den verschiedensten Genres entrissen wurden: Electro, Hip Hop, Lo-Fi, Trip Hop und Big Beat sind die hauptsächlich genutzten Vorlagen. Verziert werden diese mit den verschiedensten Klängen, so dass am Ende vielschichtige Soundcollagen entstehen. Da wundert man sich nicht über Waldhorn, Kinderchöre, Fagott und viele weitere Samples. Mein “Liebling” ist das Schwert, welches u. a. im Song “Attack music” messerscharf durch den Raum gleitet.

Lassen wir Whiskey Soda mal bei der Beschreibung helfen:

[…] Und so geht es eine knappe Dreiviertelstunde weiter, man gleitet über einen bizarren auralen Parcours, auf welchem minimalistische Beats auf opulente Barockelemente treffen. Scott Walker, David Sylvian, Peter Gabriel, Radiohead und... The Fall? Japanische Drums, Kinderchöre und zerplatzende Melonen?

Es passt alles zueinander. Der Gesang ist für sich durch seine Monotonie vielleicht puritanisch, aber auch er trägt seinen Teil zum komplexen Hidden-Kosmos bei. Ich fühle mich an der ein oder anderen Stelle an Mike Skinner erinnert.

Wägt der Opener den Hörer noch in recht versöhnlichen und harmonischen Gefilden, weist danach “We want war” sowohl mit dem Titel als auch mit der Musik den Weg: Hier wird mit Feinsinn brachiale Gewalt erzeugt und es werden keine Gefangenen gemacht.

Obwohl sich der Vergleich nicht offensichtlich aufdrängt, ist “Hidden” die düsterere und weniger sterile Version von Portisheads “Third”. “Hidden” klingt in meinen Ohren so gut, wie es Animal Collectives “Merriweather Post Pavilion” und TV On The Radios “Dear science” hätten tun sollen. Jeder Freund experimenteller Musik sollte dem Album mindestens ein Ohr leihen. Und jeder Mensch der Hip Hop Rhythmen mal als Grundlage für clevere Musik erleben möchte sollte ebenfalls zugreifen.

Mein Lieblingssong auf “Hidden” ist “White chords”. Daneben fällt es mir schwer, weitere Titel hervorzuheben, da “Hidden” ein Gesamtkunstwerk darstellt.

Das Video zu “We want war”:

Die Website der Band bietet aktuell ein tolles Spielzeug, mit dem man anhand der Gruppierung der Instrumente auf der Bühne Elemente zu- und abschalten kann. Das macht Lust, die Band am 06.12. in Berlin live zu erleben. Oder am 18.12. in Paris.

5 Kommentare:

  1. Erinnert mich an keine Version Portisheads. Für mich genauso wichtig und einnehmend wie Animal Collective.
    4 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Das beantworte ich mich 8,5 Punkten

    AntwortenLöschen
  3. NME Top 75 Albums Of 2010:

    01 These New Puritans – Hidden
    02 Arcade Fire – The Suburbs
    03 Beach House – Teen Dream
    04 LCD Soundsystem – This Is Happening
    05 Laura Marling – I Speak Because I Can
    06 Foals – Total Life Forever
    07 Zola Jesus – Stridulum II
    08 Salem – King Night
    09 Liars – Sisterworld
    10 The Drums – The Drums

    AntwortenLöschen
  4. Bläser, Streicher, Chöre - könnte gut klingen, aber der "Gesang" und diese ständig bollernden industrialmäßigen Drums machen alles zunichte.

    4 Punkte

    AntwortenLöschen