Dass man oft mitleidige Blicke erntet, wenn man von Locas In Love schwärmt, ist eine große Ungerechtigkeit. Di...

Locas In Love - Nein!



























Dass man oft mitleidige Blicke erntet, wenn man von Locas In Love schwärmt, ist eine große Ungerechtigkeit. Die Kölner Band gehört zu den besten deutschsprachigen Indie-Gruppen, bekommt die zustehende Anerkennung aber in der Regel nur von Christoph

Über die Konzerte der Kölner Band berichtet er regelmäßig, ausführlich und schwärmend, also übernehme ich zumindest die Vorstellung ihrer aktuellen Platte "Nein!", die am Record Store Day nur als LP veröffentlicht wurde und von Christoph als "Zwischenalbum" bezeichnet wurde. Dies ist auch berechtigt, da Björn Sonnenberg (Gesang, Gitarre), Stefanie Schrank (Gesang, Bass, Keyboard) und Jan Niklas Jansen (Gitarre) neben einigen neuen Songs auch Reste aus der "Lemminge" Session aufbereiten.

Eröffnet und beschlossen wird die Album mit der Deklaration eines Manifests durch den Schauspieler Charles Brauer (Tatort), das sich mit dem Thema Sprache auseinandersetzt. Dazwischen befinden sich 9 Titel, die von gefälligem, eingängigem Gitarrenpop ("Ich habe mich schrecklich benommen", "Wenn du wirklich wissen musst") bis zu Gitarrenrock, der sich an Sonic Youth abarbeitet ("Bushaltestelle"), reichen. Und Krautrock-Zitate finden sich nicht nur in der Cover-Hommage an Neu!. 
Besonders aufgefallen sind mir zwei Songs, die sich im Dunstkreis zweier bekannter deutscher Bands bewegen: Da wäre zum Einen der Element of Crime-Nachbau "Nimm mich als Bett" und zum Anderen "Vs. Kong", bei dem Björn Sonnenberg hinter verzerrten Gitarrenwänden etwas unverständliches vor sich hin murmelt, das auch "jeder geschlossene Raum ist ein Sarg" heißen könnte.

Steht Locas In Love für dieses Album nun Anerkennung zu? "Ja!" oder doch "Nein!" - entscheide mit!



Wer so reflektiert mit der textlichen Gestaltung seines Albums umgeht, läuft schnell Gefahr, musikalisch unterschätzt zu werden. Das ist hier aber in etwa so angebracht, wie vor der Weltrettung noch kurz die Mails checken zu wollen, nämlich gar nicht. Ein bisschen lakonisch-intellektueller Weltschmerz-Pop à la Tocotronic, ein bisschen Post-Grunge-Angeberei, um die Texte zu kontrapunktieren - Locas In Love zeigen auf ihrem fünften Studioalbum, dass sie wissen, wie man tonnenschwere Botschaften federleicht verpackt. Und wenn es gesanglich mal lauter wird, dann hat das Gründe, weibliche Gründe. Die Verwunderung über den Titelnamen "Nimm mich als Bett" verschwindet mit den ersten Tönen dieser wunderschönen Liebeserklärung sofort wieder. (...)
Die Auseinandersetzung mit Belanglosigkeiten in Pop-Texten setzt sich im Beinahe-Titeltrack fort: "Nein" beschreibt die vielen schlechten Angewohnheiten einiger Poppoeten, deren Texte ausschließlich Rhythmus und Melodie dienen, denen egal ist, was sie singen, solange sie dies laut und mit möglichst vielen Übertreibungen tun. Aber auch wenn diese etwas radikale Einstellung so wirken könnte: die Kölner verweigern sich der musikalischen Dramaturgie und Theatralik keineswegs. Das Cello, das die Bridge von jenem "Nein" ziert, könnte genauso gut eine tropfend schnulzige Liebesgeschichte untermalen - hier setzt es lediglich Akzente in einem ansonsten angenehm reduzierten Sound. (...)
Das durchweg hohe Niveau der Songs tröstet über die geringe Zahl an auffälligen Highlights hinweg. Aber wollen wir von Locas In Love denn eine Platte voller Hits? Nein!
(Plattentests)



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