Trennung #3 Lässt sich der Ausstieg einer Schwester aus einer Band noch toppen? Klar, wenn zwei Schwestern au...

Super700 - Under The No Sky

























Trennung #3

Lässt sich der Ausstieg einer Schwester aus einer Band noch toppen? Klar, wenn zwei Schwestern aussteigen.
So geschehen bei der Berliner Band super700, die in folgender Formation gleich vier Abgänge (Ilirjana und Albana Ramadani, Johannes Saal und Simon Rauterberg) zu kompensieren versucht: Ibadet Ramadani (Gesang, Gitarre), Jan Terstegen (Keyboard, Gitarre, Bass), Michael Haves (Bass) und Sebastian Schmidt (Schlagzeug).

"Under The No Sky" ist nach "Super700" (2006) und "Lovebites" (2009) das dritte Album von super700, bei denen nun Ibadet stimmlich den Verlust ihrer Schwestern allein ausgleichen muss. Nachdem zuvor die Mithilfe der Produzenten Gordon Raphael (Strokes, Regina Spektor) und Rob Kirwan (U2, PJ Harvey) gesucht worden war, übernehmen super700 diese Aufgabe aktuell selbst. Zudem mussten Synthesizer echten Streichern und Chören weichen, was die Neuausrichtung der Band komplettiert. 

"Under The No Sky" liefert orchestralen Indiepop für den Goldfrapps erstes Album "Felt Mountain" eben so Pate gestanden haben könnte wie Platten von Azure Ray, Anna Ternheim oder Dear Reader.



Verschwunden sind die drei Stimmen, die sich auf den bisherigen beiden Alben der Berliner Band so hübsch und vertrackt und schwesterlich umschlangen. Nun steht die eine Stimme allein und ist plötzlich gar nicht mehr mädchenhaft. Das erste Stück „21st Century Girl“ ist Programm: ein düs terer, hinterhältiger Popsong, der daherschleicht wie ein Mörder vor dem Verbrechen, und durch den sich ein bleischweres Schlagzeug schlägt und immer wieder atonale, bitterböse Gitarren fahren, während Ibadet Ramadani Unrecht beklagt und dass es keinen Gott mehr gibt, kein Gesetz und auch keine Wahrheit. Im weiteren Verlauf singt sie von sterbenden Nationen und dem verzweifelten Versuch, sein Leben in Würde zu leben. Währenddessen geben sich die Instrumente große Mühe, die immer wieder auftretenden Strecken allzu großer Harmonie mit miesepetrigen Rock-Ausfällen zurechtzurücken. Und weil das ganz hervorragend gelingt, sind Super700 jetzt nicht mehr bloß so etwas wie Garbage mit vertrackteren Harmonien. Sondern sie klingen plötzlich so intensiv und existenziell wie die mittlere PJ Harvey. Ziemlich wütend und ziemlich großartig.
(Musikexpress)


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