Dann lassen wir Lord Huron doch noch eine zweite verspätete Vorstellung aus der Singer/Songwriter- und Folk-Ecke folgen:...

Passenger - All The Little Lights

















Dann lassen wir Lord Huron doch noch eine zweite verspätete Vorstellung aus der Singer/Songwriter- und Folk-Ecke folgen:

Der aus Brighton stammende Mark Rosenberg behielt 2009 nach der Trennung seiner 5-köpfigen Folkpop-Band einfach den Namen Passenger bei, tourte als Straßenmusiker durch die Lande und strandete letztendlich in Australien. Dort nahm er mit Hilfe einiger australischer Musiker die Alben "Flight Of The Cropw" (2010) und "All The Little Lights" (2012) auf - doch die Charts konnten weder die beiden Platten noch die Single "The Wrong Direction" erreichen. 
Erst mit "Let Her Go" wurde alles anders: Als ich den ungemein eingängigen Song Anfang des Jahres zum ersten Mal hörte und mich an Rosenbergs ungewöhnlichen, nasalen Gesang gewöhnt hatte, musste ich feststellen, dass das dazugehörige Album bereits Mitte 2012 erschienen und damit für den aktuellen Platten vor Gericht Jahrgang nicht qualifiziert war. Doch "Let Her Go" setzte zu einem umglaublichen Siegeszug an, landete auf Platz 1 der Single-Charts in Belgien, Irland, Schweden, Luxemburg, Holland und Deutschland. Die Plattenfirma legte aufgrund dieses Erfolgs "All The The Little Lights" erneut auf und - da unser über alle Veröffentlichungs-Termine streng wachender Richter Volker im Ausland weilt -  haben wir hier nun (erstmals?) eine deutsche Nummer 1-Single: 


Es hat schon was, wenn Mike Rosenberg in „Let Her Go” davon singt, dass man nur in gedämpfter Stimmung merkt, wie glücklich man schon mal gewesen ist, und dass man erst dann, wenn man jemanden loslässt, begreift, wie sehr man ihn geliebt hat. Das Erstaunliche: Die Musik dazu bringt trotzdem gute Laune. Überhaupt: „All The Little Lights” ist ein Album, das Spaß macht. In elf meist minimalistisch und unaufgeregt instrumentierten Studioaufnahmen wie „The Wrong Direction“, „Life’s For The Living“ oder „Holes“ schafft es der Künstler, eine befreiende wie unbeschwerte Stimmung zu erzeugen, die den Hörer sofort ansteckt. Musikalisch erinnert das Ganze an eine erdige Mischung aus dem jungen Cat Stevens (auch wegen Rosenbergs einfühlsamen Gesang und dem Klang seiner Stimme) und dem refrainstarken Folk seiner Landsmänner Mumford & Sons – also ehrlich, authentisch und emotional.
(Westdeutsche Zeitung)

Der Passenger-Sänger macht im Grunde mit seinem Nostalgie-Trip nichts anderes als James Blunt und seine vielen Musiker-Kollegen. Er macht es nur einfach besser. Dabei scheinen seine Lieder selbst all die kleinen Lichter zu repräsentieren, für die der Titel seines mittlerweile fünften Albums Pate steht. Stets ein kurzes Funkeln, dessen Verlöschen der nächste Song mit seinem Aufglimmen in Erinnerung ruft.

Musikalisch wird auf die altbewährte Singer/Songwriter-Instrumentierung zurückgegriffen. Warum das Rad neu erfinden? Lieber Banjo, Geigen, Klaviere, Gitarren und etwas mit Besen gepinseltes Schlagzeug auf den hoffnungsreichen Erinnerungs-Trip mitnehmen. Ob erhaben-intim wie in "Circles" oder im beschwingten Herzschmerz von "Holes" - Rosenberg trifft stets den richtigen Ton. Musik und Text gehen eine ergreifende Symbiose ein, bei dem nicht nur Tränen zu rinnen vermögen. Er sagt es selbst treffend: "Well sometimes you can't change and you can't choose / And sometimes it seems you gain less than you lose." Was der ehemalige Straßenmusiker Rosenberg hier zelebriert, ist schlichtweg zwingend.

Auf ein Wort noch zu James Blunt. Rosenbergs Gesang ähnelt dem seines Kollegen tatsächlich, allerdings minus fickrigem Katzengejammer. Was bei Blunt wie aufgesetztes Mitleiderheischen für weitere Groupie-One-Night-Gelage klingt, erweist sich bei Rosenberg als sympathisches Erkennungszeichen. In der Kombination durchgängig positiver Momente erschafft er als Passenger Musik, welche so schnell wohl nicht von der überall lauernden Vergänglichkeit verschluckt werden wird. Nicht alles, was vergeht, erlischt. Man denke an all die kleinen Lichter über unseren Köpfen in wolkenlosen Nächten. Eine letzte Erinnerung an Zeiten, die niemand je gesehen hat. Unerhört so was.
(Plattentests)

5 Kommentare:

  1. Bei den neuen Gerichtsterminen stechen zwei heraus: The National und Sigur Rós!

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  2. Vermutlich jemand, der den (überraschenden) Erfolg tatsächlich auch verdient hat:

    7 Punkte

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Zwar schön, aber irgendwie hat er mir früher, als er noch auf der Wiese saß

    http://www.youtube.com/watch?v=eheFYJh0mVs&feature=related

    oder in der Straßenbahn gegen das Mitklatschen ansang

    http://www.youtube.com/watch?v=Z4UD8J9p8F0&feature=related

    noch besser gefallen

    7 Punkte

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