Nach 23 Jahren mit …But Alive und Kettcar veröffentlicht Marcus Wiebusch mit "Konfetti" dieser Tage sein ers...

Marcus Wiebusch - Konfetti



















Nach 23 Jahren mit …But Alive und Kettcar veröffentlicht Marcus Wiebusch mit "Konfetti" dieser Tage sein erstes Soloalbum. Und eigentlich erwartet man keine großen Unterschiede zu einer regulären Veröffentlichung von Kettcar, oder?

Doch Wiebusch macht hier plötzlich auf Caspar und bedient sich des gleich mehrmals des Sprechgesangs ("Der Tag wird kommen", "Jede Zeit hat ihre Pest"). Er lässt sich sogar auf elektronische Experimente und Beats ein ("Haders Gonna Hate"), schichtet eine Soundebene auf die andere und erreicht durch den Einsatz von Pauken, Trompeten, Mandoline usw. eine unerwartete Opulenz, deren Dramatik und Pathos mitunter deutliche Ausschläge auf dem Woodkid-o-meter erzeugen ("Der Tag wird kommen", "Wir waren eine Gang"). Mit eben diesem "Der Tag wird kommen" hat er ein über 7-minütiges, wortgewaltiges Epos mit an Bord, dass sich mit dem Thema Fußball und Homophonie auseinandersetzt und ein wenig von Thomas Hitzlspergers Coming Out überholt wurde. Aber auch sonst spart Wiebusch nicht an Gesellschaftskritik und ist weniger befindlichkeitsfixiert.
Fans von Kettcar bekommen es mit "Nur einmal rächen", "Der Fernsehturm liebt den Mond" und "Springen" am leichtesten gemacht.

Konfetti fällt in der Papierindustrie als Abfallprodukt bei der Perforation von Endlospapier an, aber als Ausschuss kann man die 11 Titel dieser Platte wirklich nicht bezeichnen. 
Konfetti wird bei besonderen Feierlichkeiten in die Luft oder auf Personen geworfen, aber so überzeugend ist Wiebuschs Soloausflug nun auch wieder nicht geworden.



Der Musikexpress sieht "Konfetti" sehr kritisch und vergibt gerade einmal 2 Sterne (von 5):
Aber: Schön ist das trotzdem nicht. Vor allem geht es immer so weiter auf dem Wiebusch’schen Solo-Debüt. Dass das jetzt ausgerechnet KONFETTI abkriegt, liegt wohl vor allem am unglücklichen Timing, aber: Dieser mit ein wenig „echtem“ Instrumentarium authentisch gemachte und gleichzeitig mit elektronischen Sounds aufgemotzte Breitwand-Rockpop, in dem es fortwährend brummt und donnert, Schlossgespenster im Chor huhuhen und das nächste Glockenspiel nie lange auf sich warten lässt, hat sich inzwischen zu einer richtigen Seuche ausgewachsen.

Solche Produktionen wollen in ihrem Bombast auch noch Feinsinn vortäuschen, aber es ist doch nur stumpfes Gebratze, was aus der anderen Seite der Kompressoren dröhnt. Dabei gibt es in Marcus Wiebuschs traditionell dringlichen Texten durchaus ein paar schöne Ideen, vor allem bleibt er in Songs wie „Haters gonna hate“ und „ Nur einmal rächen“ nicht immer nur im aufgeblähten Ungefähren stecken wie all die anderen Schicksalswindbeutel dort draußen, sondern nennt Deppen und Bedröppelte beim Namen. Der Mann war schließlich mal Punkrocker. Dass der jetzt auch noch rappen muss, vergessen wir aber am besten gleich wieder.



Marcus Wiebusch auf Tour:

30.04. Leipzig, Courage Festival
01.05. München, Ampere
02.05. Wiesbaden, Schlachthof
03.05. Köln, Stollwerck
04.05. Berlin, Heimathafen Neukölln
17.06. Magdeburg, Moritzhof
18.06. Dresden, Beatpol
19.06. Erlangen, E-Werk
20.06. Duisburg, Traumzeitfestival
20.-22.06. Scheeßel, Hurricane
20.-22.06. Neuhausen ob Eck, Southside

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