Und weil alle guten Dinge bekanntlich drei sind, hier, nach Scott Matthew und Courtney Barnett , noch eine weiter...
























Und weil alle guten Dinge bekanntlich drei sind, hier, nach Scott Matthew und Courtney Barnett, noch eine weitere Neuvorstellung aus Australien: "Gracetown" von San Cisco.

Gut dürften vor allem diejenigen "Gracetown" finden, die offen sind für kunterbunten, überdrehten Pop zwischen Architecture In Helsinki und Empire Of The Sun, um zwei weitere australische Bands zu nennen. 

Handclaps, sonnige Melodien und Boy-/Girl-Gesang - eigentlich haben San Cisco vieles im Programm, um in 37 Minuten den Winterfrust zu vertreiben. Mit "Too Much Time Together" gibt es sogar einen tollen Indie-Gitarren-Pop-Hit. 

Aber leider übertreiben es Jordi Davieson (Gesang), Josh Biondillo (Gitarre), Nick Gardner (Bass) und Scarlett Stevens (Schlagzeug, Gesang) aus dem kleinen Städtchen Fremantle teilweise mit dem Falsettgesang ("Wash It All Away") und den Ausflügen in Richtung Disco ("Snow"), kindlichem Synth-Pop ("Bitter Winter") sowie R'n'B ("Super Slow") und schmälern somit auf Albumlänge den positiven Eindruck der beiden Singles.




Die basslastige, sexy Auftaktnummer und Vorabsingle „Run“ mit ihren dahingehauchten Backgroundbeats ist der dezente, aber perfekte Wachmacher des Quartetts aus Fremantle in Australien. Gefolgt von der knuffigen Gitarrenpopnummer „Too Much Time Together“ und eines erneut von Scarlett verrucht-gehauchten Liedchens namens „Magic“, haben wir die Magie der Platte nun wirklich gespürt und grooven uns auf den Frühling ein. In Track 4 „Snow“ erkennt die Band auch selbst „the snow is melting“ mit tanzbaren Elektrobeats und sanftem Gesang – damit wäre das Eis endgültig gebrochen. „Bitter Winter“ ist eine Nummer, die in bester Mambo-Kurt-Manier mit ordentlich „Georgel“ und einem nagenden Refrain genauso wie wir dem bösen Winter die kalte Schulter zeigt. „Mistakes“ stimmt dann mit seinem melancholisch-sehnsüchtigen Einschlag etwas ruhigere Töne an. Insgesamt haben sich San Cisco auf ihrem zweiten Longplayer musikalisch austoben können, was ihnen über weite Strecken gut gelungen ist, ohne gewollt oder übertrieben zu klingen. Einzig der Endpart vom letzten Track „Just For A Minute“ mit seinem altbackenen 70’s-Metal-Gitarrensolo hätte man besser weglassen sollen. Dann wäre es eine rundum grandiose Frühlingsplatte geworden.
(Hurricanebar)




Bereits im Eröffnungsstück „Run“ treibt Jordi Davieson seine Stimme in himmelhochjauchzende Empire of the sun- und Bee Gees-Dimensionen, ein verschleierter, aber unglaublich sexy Groove legt sich über die Komposition, dringlich und rauschhaft. Mit dem anschließenden „Too Much Time Together“ gelingt San Cisco die definitive Gitarren-Indie-Pop-Hymne des Albums. Ein umwerfender Ohrwurm, charmant, verspielt, treibend, unwiderstehlicher Sunshine-Pop. Nicht minder charmant der temporeduzierte, von Scarlett Stevens gesungene Dream-Pop bei „Magic“, der mit „Nanana“-Chören bezirzt. Mit „Snow“ geht es anschließend euphorisch wieder auf die Disco-Piste, Synthieklänge inklusive. Fiese Bratzgitarren konterkarieren die hohen Gesangsstimmen in „Wash It All Away“ und „Bitter Winter“ wird mit einem galoppierend Beat unterlegt. Mit „Jealousy“ und „Super Slow“ folgen zwei mediokre, dem HipHop verwandte Songs, bevor sich mit „Mistakes“ zarte Melancholie breit macht. Verträumt und doch catchy die Melodie bei „About You“, während „Skool“ mehr oder weniger mit akustischen Gitarren, Handclapping, „Ahahah“-Chören und Pfeifen auskommt. Das abschließende „Just For A Minute“ gibt sich schließlich einem sanft dahingleitenden Romantic-Pop hin. Manchmal etwas zu viel Disco-Sound, doch überwiegen auf Gracetown von San Cisco die einnehmenden, fluffigen Pop-Melodien.
(Pop-Polit)



Die Australierin Courtney Barnett ist spätestens seit der Veröffentlichung der Doppel EP " A Sea Of Split Pea...























Die Australierin Courtney Barnett ist spätestens seit der Veröffentlichung der Doppel EP "A Sea Of Split Peas" everybody's darling und der Trend setzt sich nun mit ihrem Debütalbum fort. Lobgesänge auf "Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit", wohin man auch schaut. Da es nicht allzu verwegen ist zu behaupten, dass wir Courtney Barnett am Ende des Jahres in vielen Bestenlisten wieder finden werden, folgen nur die Top Ten der Lobhudeleien aus dem deutschsprachigen Raum:

10. Abwechslungsreich, aber in einem Guss präsentiert sich dieses Album, das, schon vor seinem Release, ein Standardwerk moderner Slacker Musik ist. (Testspiel)

9. Das Interessante an Courtney Barnetts Stimme ist, dass es ihr irgendwie gelingt, diese Drop-out-Geschichten nicht kindisch und albern wirken zu lassen, sondern ihnen eine philosophische Tiefe verleiht, die den Hörer ganz sicher sein lässt: Nicht die Frau, die hier singt, ist verrückt, sondern alle anderen müssen es sein. Dies liegt am betörenden Timbre der Australierin, das manchmal weltentrückt-brüchig, manchmal auch erotisch herausfordernd klingt. (FAZ)

8. Für ihren Sound oszilliert die junge Australierin zwischen kraftvollen Grunge-Interpretationen, knackig-frischen Slacker-Hymnen und ausschweifenden Halbballaden, die aufgrund ihrer Doppelbödigkeit eben immer mehr sind als reine Tränenzieher. (Plattentests)

7. Es sind unaufgeregte Lieder über die kleinen und deshalb gerade so wichtigen Dinge im Leben. Über diese Dinge singt momentan niemand so gewitzt und trotzdem ernsthaft, so komplex und trotzdem eingängig wie Barnett. (Zeit)

6. So wühlt Courtney Barnett unbekümmert in der Surf-Country-Folk-Kiste und baut daraus ihre eigenen Bauklötzchentürme. Und wenn einer dann doch mal umfällt, ist sie schon längst mit etwas anderem beschäftigt. Denn die Songs auf dem Album klingen wie aus dem Ärmel geschüttelt, und sind trotzdem jeder für sich kleine Kunststücke. Ein heiterer Spaziergang durch Courtney Barnetts Welt zwischen spießiger Vorstadt, Vergleichen von Haien mit Autos, missglückten Schwimmkünsten und – darum kommt man als Künstlerin aus Australien anscheinend nicht herum – ausgestopften Kängurus. (Radio Q)




5. Im Opener, dem Indie-Country-Rock „Elevator Operator“, klingt Barnett wie die jüngere, rotzigere Ausgabe von Lucinda Williams. Frühwerke von Sheryl Crow fallen einem als Referenz ebenfalls ein, doch obliegt der Musik von Courtney Barnett immer auch die Riot-Girrrl-Einstellung einer Liz Phair zu Grunde, wie „Pedestrian At Best“ zeigt. Abgefuckter Indie-Rock, einer wilden Patti Smith durchaus gefällig. (Pop-Polit)

4. Man soll ja vorsichtig sein mit Vermutungen und Vorschusslorbeeren, aber diese Platte spricht dafür, dass wir an dieser Songwriterin noch viel Freude haben werden. Der Albumtitel, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, ist der bisher beste des Jahres. (Musikexpress)

3. ohne überzogene instrumentierungen schafft es barnett, eine makellos ehrliche welt voller humor, selbstironie und herzschmerz zu kreieren. ein wundervolles und zeitloses album ist es geworden. vielleicht sogar ein album für die ewigkeit…
(Oh Fancy)

2. Der Humor der Sängerin ist trockener als die Atacamawüste. Und schräg wie der Turm von Pisa. Bei Bio-Gemüse wird sie skeptisch, ein bisschen Pestizid kann schließlich nicht schaden. Großartig! (BR)

1. Die Musik ist hier wieder schrammelig und repetitiv genug, um als lässiger Träger herrlicher Geschichten zu dienen. Barnett erzählt mit geradezu raydaviesscher Lakonie von einem jungen Mann, den auf dem Weg ins Büro der Horror vor dem Alltag überfällt, von deprimierenden Vorstädten und einsamen Nächten in New York, stellt Überlegungen zu Biogemüse und Robbensterben an, reflektiert über das Nichtstun und das Zuhausebleiben und feuert eine geradezu dylaneske Unabhängigkeitserklärung ab: „Put me on a pedestal and I’ll only disappoint you/ Tell me I’m exceptional, I promise to exploit you/ Give me all your money and I’ll make some origami, honey/ I think you’re a joke, but I don’t find you very funny.“ Oft ist Courtney Barnett so gut, dass man fast bezweifeln muss, dass es sie wirklich gibt. (Rolling Stone)




Der bärtige Barde wagte sich mit seinem letzten Album " Unlearned " (2013) an Neuinterpretationen von Song...






















Der bärtige Barde wagte sich mit seinem letzten Album "Unlearned" (2013) an Neuinterpretationen von Songs anderer Künstler, darunter so unterschiedliche Interpreten wie Whitney Houston oder Joy Division. Der Grundtenor des Feedbacks war "Ganz nett, aber jetzt bitte endlich wieder ein neues Album mit eigenen Songs".

Bis "This Here Defeat", dessen 10 Songs nur 34 Minuten laufen, sollten weitere eineinhalb Jahre vergehen und zeigen leichte Veränderungen im Klangkosmos des Scott Matthew: Zwar schwelgt er weiterhin zu Cello-, PIano- und Ukulelen- oder Akustikgitarrenbegleitung, doch wird die traurige Grundstimmung immer wieder vom forschen Einsatz von Schlagzeug oder E-Gitarre gebrochen. Man darf nun dezent schunkeln, grooven und mitpfeifen, ohne den Melancholiker mittlerweile einen Rocker nennen zu müssen. Das wäre bei Songtiteln wie "Ruined Heart" oder "Palace Of Tears" auch ein wenig unpasen. Somit umschifft Matthew auf seinem fünften Album geschickt die drohenden Klippen der Wiederholung und Strudel der Langeweile.  

Ein besonderes Lob gilt der Motivwahl des Plattencovers: Der dänische Maler Vilhelm Hammershøi gilt als der "dänische Vermeer" und passt mit seinen schlichten, eine meditative Stille ausstrahlenden Gemälden perfekt zum Kammerpop von Scott Matthew.   




Matthew will keine Revolution vom Zaun brechen, aber der australische Trauerkloß, der schon lange in New York lebt, bemüht sich hörbar um Veränderung.
Die Gitarre schon mal elektrisch, das Schlagzeug forscher als gewohnt, eine ungewohnte Orgel. Matthew singt mit seinem berückenden Bariton eine „Ode“ auf seinen verstorbenen Großvater, besucht den „Palace Of Tears“, verabschiedet im Titelsong einen Liebhaber und ahnt in „Bittersweet“ schon vor dem Beginn einer Beziehung sein gebrochenes Herz voraus. Dass der eine oder andere Song ein wenig aufgeräumter daherkommt, dass manche Melodie fast aufgekratzt wirkt, das lässt die Abgründe nur noch tiefer scheinen und die alles beherrschende Melancholie noch einmal verführerischer schillern – auch dank dem guten, alten Cello.
(Musikexpress)




Die Songs von "This here defeat" sind noch düsterer und beklemmender als bei seinen Vorgängern. Und das, obwohl Matthew sich vor der Entstehung des Albums nicht einmal sicher war, ob er Musik genauso mit Leid erfüllen wollte, wie bisher. Das beliebte Cover von Whitney Houstons "I wanna dance with somebody" seiner vorangegangenen Veröffentlichung "Unlearned" bewies zuletzt, dass er es auch ohne Schmerz ganz gut kann. "Bittersweet" präsentiert einen beschwingten Scott Matthew in Höchstform und bringt ein wenig von Iron & Wines Leichtigkeit mit.
Beim Titelsong ist auch nicht mehr viel vom bekannten Sound übrig, die Melancholie wird im richtigen Maß eingesetzt: "This here defeat" setzt irgendwo zwischen Pop und Blues an und entwickelt sich schnell zum Mittelpunkt der Platte. Matthew klingt unverbrauchter, ja sogar radiotauglich, und vor allem so, als könne er noch mehr solcher Songs schreiben, auch wenn die bedrückende Stimmung immer noch einen Großteil des Albums ausmacht. Es kann und wird wohl eine Weile dauern, bis überwiegend lebhafte Stücke von Matthew gebündelt veröffentlicht werden. Bis dahin kann man aber gut und gerne mit seiner sentimentalen Seite vorliebnehmen.
(Plattentests)


Scott Matthew auf Tour:
04.04.15 Nürnberg, K4
05.04.15 Leipzig, UT Connewitz
06.04.15 Potsdam, Waschhaus
07.04.15 Dresden, Schauburg
08.04.15 Stuttgart, Schocken
09.04.15 Frankfurt am Main, Mousonturm
10.04.15 Hamburg, Mojo Club
11.04.15 Husum, Husum Harbour Festival @ Speicher
12.04.15 Münster, Gleis 22
21.04.15 Köln, Kulturkirche
23.04.15 München, Muffathalle
24.04.15 Heidelberg, Karlstorbahnhof
25.04.15 Zürich (CH), Bogen F
28.04.15 Graz (A), PPC
29.04.15 Salzburg (A), ARGEkultur
30.04.15 Linz (A), Posthof
01.05.15 Krems (A), Donaufestival
02.05.15 Innsbruck (A), Weekender

Bei " Good Man Down " waren Deutschland und wir bei Platten vor Gericht etwas spät dran, denn die Veröffe...























Bei "Good Man Down" waren Deutschland und wir bei Platten vor Gericht etwas spät dran, denn die Veröffentlichung / Vorstellung erfolgte erst mit einjähriger Verspätung. "Circles", das insgesamt dritte Album von Ewert And The Two Dragons, erschien nun pünktlich Dank eines Major Labels auch hierzulande, nur unser Blog hinkt etwas hinterher.  

Dank der Plattenfirma durften Ewert Sundja, Erki Pärnoja, Kristjan Kallas und Ivo Etti ihre estnische Heimat zu Aufnahmezwecken verlassen und über den großen Teich nach Seattle reisen. Leider muss ihnen wohl auf dem Weg nach Übersee auch das Versponnene / Besondere, das den Vorgänger noch auszeichnete, verloren gegangen sein. Zu austauschbar, glatt gebügelt und überraschungsarm klingen Ewert And The Two Dragons nun. Da helfen auch die eingängigen "Pictures", "Stranger" und "Speechless", die an- und wieder abschwellende Ballade "Circles" sowie die Streicher hier und das Glockenspiel da nicht viel. 




Die nachdenklicheren, zum Teil aber auch rockigeren bis epischen Elemente, die zuvor in Songs wie „Panda“ bereits angeklungen sind, können Ewert auch. Bisweilen, besonders im Mittelteil der Platte (Titeltrack „Circles“, „Could Have Been“), plätschern die Lieder leider etwas vor sich hin. Dafür gönnt sich die Band mit dem nach eigenen Angaben „most rock’n‘roll song“ ihrer bisherigen Diskografie einen recht fulminanten Opener.
Zudem ist eben nicht der zur Single auserkorene Schunkelstampfer „Pictures“ unter den besten Songs des Albums, sondern das großartige „Stranger“ mit Hörnern, Flöte und Saxophon oder auch der dramatische Abschluss „Warhorses“. Die wunderbare Instrumentierung, die auch schon das Vorgänger-Album besonders ausgezeichnet hat, ist dabei aber weiterhin allen Songs gemein. Glockenspiel, Xylophon- und Keyboardeinsatz dieser Band haben einfach Wiedererkennungswert.
So ist Estland zum Glück auf der musikalischen Landkarte aufgetaucht und wird mit der vorliegenden Platte auch dort bleiben.
(éclat)


Das Resultat klingt entsprechend harmlos, aber nicht eben schlecht. Zehn Indie-Folk-Liedchen mit nahbaren, freundlichen Refrains und kompakten Melodien fürs tägliche Trällern. Hier ein Ausreißer an der Gitarre, dort ein Schnörkel am Glockenspiel, ein paar Streicher oder ein Saxofon als Nachhut, und es wird ein Schühchen draus, das man sich sicher auch außerhalb Skandinaviens gerne anziehen wird. Ein paar sportliche Bass-Lines gibt’s obendrein, und gegen Ende der Stücke wartet oft eine kleine klangliche Überraschung. Wie es wohl geklungen haben mag, als Ewert und Band mangels eigener Songs noch Radiohead, Sting und U2 coverten? Bestimmt sehr korrekt.
(intro)


Freunde von Keane, Coldplay und We Invented Paris sollten es mit  "Circles" versuchen. Vielleicht gebe ich dem Quartett aus Estland live eine weitere Chance, denn auch "Good Man Down" gefiel mir auf der Konzertbühne dargeboten besser als aus der Konserve.

Ewert And The Two Dragons unterwegs:
19.04.2015 München, Ampere
20.04.2015 Frankfurt, Das Bett
21.04.2015 Hamburg, Mojo Club
22.04.2015 Berlin, Lido
23.04.2015 Köln, Gebäude 9

Das Auffälligste und Unterhaltsamste beim Festival Auftritt der kanadischen Band The Elwins beim Maifeld Derby 20...























Das Auffälligste und Unterhaltsamste beim Festival Auftritt der kanadischen Band The Elwins beim Maifeld Derby 2014 war der Schnauzbart des Gitarristen Feurd. In rund 40 Minuten präsentierten sie fröhlich-eingängigen, zum Mitwippen einladenden Gitarren-/Surf-/Powerpop für den nahenden Sommer, der Freunden von The Drums, We Are Scientists oder Two Door Cinema Club hätte gefallen können.

Mittlerweile hat das Quartett, das durch Matthew Sweeney (Gesang, Gitarre), Travis Stokl (Schlagzeug) und Frankie Figliomeni (Bass) komplettiert wird, sein zweites Album veröffentlicht. "Play For Keeps" präsentiert in rund 40 Minuten einen fröhlich-eingängigen, zum Mitwippen einladenden Gitarren-/Surf-/Powerpop für den nahenden Sommer, der Freunden von The Drums, We Are Scientists oder Two Door Cinema Club gefallen könnte. Ohne den Bart von Figliomeni bereitet dieser aber deutlich weniger Vergnügen.




Was die Elwins daraus machen, hat Klasse, jeder Song besitzt eine memorierbare Melodie, jeder Akkord sitzt am richtigen Fleck, und wenn die Band wie in „So Down Low“ mal in Richtung Indierock fortschießt, klingt auch das wie das Natürlichste der Welt. Es gibt Verträumtes, komplexe Strukturen, kleine Ruhepausen in dieser breit grinsenden Tour de Force und immer einen Refrain, der das Wörtchen Hit zu Recht mit sich führen darf, lebensliebensfroh und also bereit zum Abheben. Wir werden in nächster Zeit niemanden finden, der bei PLAY FOR KEEPS nicht mindestens auf dem Bürostuhl mitzuwippen beginnt.
(Musikexpress)


Aber keine Indie-Platte ohne ein bisschen Zappelei. Der neue Tanzflächenfüller der heimischen Disco heißt "So down low" und wird womöglich vor oder nach irgendeinem We-Are-Scientists-Kracher gespielt. Praktisch: Die Textzeilen sind notfalls simpel genug, um sie auch nach dem dritten Bier noch auf die Kette zu kriegen. "I've been getting so down low / I've been getting deeper and down until everthying's underground, you know", grölt Sweeney zur rauen Gitarre und hüpft vorm geistigen Auge mit. Im Abgang wird es dafür mit "Shining star" und galaktischen Sounds umso friedlicher. In den noch kühlen Frühling schicken The Elwins mit all ihren Tempoumbrüchen und Indietänzchen eine Portion Wärme und beleben Sehnsüchte nach durchzechten Nächten unter freiem Himmel. Mit diesem Soundtrack hat der Sommer keine Chance, weniger als grandios zu werden.
(Plattentests)


Die zwölf Songs des Albums halten das Tempo hoch, laden geradezu zum Herumzappeln ein. Indie-Ballermann galore! Der Retro-Touch des Vorgängers ist dabei auf „Play For Keeps“ etwas weniger präsent, die Gitarren klingen etwas weniger twangy und die Gesamtstruktur der Songs ist etwas klarer. Es fällt schwer, einzelne Titel exemplarisch herauszuheben, es gibt keinen wirklichen Durchhänger, auch wenn man nicht unbedingt behaupten kann, jeder Song wäre ein Hit. „You Have Me“ bildet mit seinem Ohrwurm-Refrain noch am ehesten die Brücke zu „And I Thank You“. „So Down Low“ ist mit seinem doch eher simplen Text geradezu prädestiniert für ein Lyric-Video, zählt dank seiner immensen Griffigkeit jedoch derzeit vollkommen zurecht zu den Krachern in der Indie-Disko. Mit „Sexual Intellectual“ zeigen The Elwins dann aber, dass sie es auch etwas futuristischer können. Immer noch hochgradig catchy pendelt dieser Song irgendwo zwischen Kopfstimme und treibendem Upbeat: „There's something about you, that's drawing me to you“.
Die Elwins legen mit „Play For Keeps“ ein Album vor, das originell ist, ohne auch nur in irgendeiner Weise innovativ zu sein. Diese Schlichtheit ist jedoch keineswegs banal und so wird diese Platte sicher ihre Freunde und Gelegenheiten finden. Zum Beispiel auf der Picknick-Decke im Park oder auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen in der überhitzten Großstadt.
(éclat)


Wenn ich beim Vorgänger " Nootropics " noch schrieb, dass er " monotone Instrumentierung, entschleun...























Wenn ich beim Vorgänger "Nootropics" noch schrieb, dass er "monotone Instrumentierung, entschleunigte Rhythmen, repetitive Strukturen und Jana Hunters androgynen Gesang in krautrockigem Dreampop oder sphärisch-psychedelischem Drone-Pop für Freunde von Beach House, Wild Nothings und Deerhunter" liefert, so dürfte ich dies im Grunde für "Escape From Evil" eigentlich größtenteils erneut notieren. 

Jedoch wiederholen sich die Lower Dens auf ihrem dritten Album nicht einfach nur, sondern verfeinern ihren Sound: mehr verträumter Pop, klarere Melodien, ein Plus an Synthie-Klängen und eher New Wave als Krautrock. Und so klingen die elektronisch-unterkühlten "Your Heart Is Still Beating" oder "To Die In L.A." als seien sie den Soundtracks zu "Drive" oder "Lost Boys" entsprungen. Als würde Siouxsie Sioux ein Song von New Order covern, als remixten Warpaint einen Titel von Beach House oder fänden sich The Organ auf einem The Cure-Tribute wieder. 




Die Indierocker aus Baltimore haben sich spätestens mit ihrem letzten Album als Spezialisten für diffusen Klangnebel geoutet. Im Umgang mit dieser Disposition lassen sie verschwommene Synthies immer wieder von markanten Gitarrenmelodien durchstoßen. Bei ihrer dritten Platte ESCAPE FROM EVIL bahnt sich nun aber noch etwas seinen Weg durch das indie-elektronische Dickicht: die Stimme von Jana Hunter, vom Wagnis namens Leben singend.
Die Songwriterin und Frontfrau der Band steht stärker denn je im musikalischen Mittelpunkt von Lower Dens. Eine Neuerung, die das Profil einzelner Songs hier schärft, ohne dominant zu wirken und zu viel Klarheit in den schemenhaften Sound zu bringen. So sehr „Non Grata“ und „Electric Current“ von eingängiger Elektronik angetrieben werden, umso klassischer sind Stücke wie „Société Anonyme“ konzipiert, die sich vertrautem Dream-Pop verschrieben haben. 
(Musikexpress)




Lower Dens hatten bereits auf ihrem zweiten Album Nootropics aus dem Jahr 2012 einen Ohrwurm wie »Alphabet Song«, nun also das Sterben in der Stadt der Engel. Da kommt dieses Riff, diese Melodie, und Welten ändern sich (wie auch im Song »Société Anonyme«), und man oder frau möchte einfach nur sterben, glänzend untergehen, die Hände nach oben strecken und nie wieder normal sein.
»Time will turn the tide«, singt Jana Hunter im L.A.-Song. Immer wieder kommen Lower Dens zwischen vielen Referenzen und Ausflügen auf ein bestimmtes Momentum zurück, das wohl insbesondere für empfindsame Menschen verheißungsvoll abgründig wirkt; nennen wir es das L.A.-Moment. Eine Freundin von mir berichtete von einem Trip in diese Stadt, er endete in privaten Apokalypsen, die wohl den gespenstischen Mulholland Drive von David Lynch, dessen Bilder und Sounds, noch getoppt haben. »Klingt nach dampfigem Sonnenuntergang«, wird mir dazu gerade gemailt. Aus ihren düster-faszinierenden Erzählungen lassen Lower Dens dennoch etwas absolut Verlockendes strahlen. »All of my fears / Coming alive«, heißt es in »Your Heart Still Beating«. Rauslassen. Reinspringen. Auf geht’s.
(Spex)

Nach den elektronischen Klängen und Experimenten von " The Age of Adz " ( 2010 ) kehrt Sufjan Stevens nac...























Nach den elektronischen Klängen und Experimenten von "The Age of Adz" (2010) kehrt Sufjan Stevens nach langer Auszeit zu seinen folkigen Wurzeln zurück. Was für eine gute Entscheidung, auch wenn der Grund ein trauriger war: Stevens' Mutter Carrie verstarb im Dezember 2012 und trieb ihn, statt zu neuen Weihnachtsliedern oder einem weiteren Themenalbum über Bundesstaaten oder Autobahnbrücken, zur Trauerarbeit und Vergangenheitsbewältigung. 

Der Albumtitel "Carrie & Lowell" bezieht sich somit auf seine Mutter sowie seinen Stiefvater Lowell Brams, der heute Stevens' Label Asthmatic Kitty betreibt. Sufjan Stevens wurde noch als Kleinkind von seiner Mutter verlassen und wuchs bei seinem Vater und seiner Stiefmutter auf, zur leiblichen Mutter, die an Depressionen litt und sich in den Alkoholismus flüchtete, gab es bis zur Sterbephase nur wenig Kontakt. 
Songtitel wie "Death With Dignity" oder "Drawn To The Blood" deuten also bereits auf ein sehr intimes und zurückgezogenes Album, auf dem, neben Sufjans Stimme, Chorgesang, dezent-atmosphärischen Synthie-Klängen, vor allem akustische Gitarre und Banjo dominieren, hin. Stilistisch dürfte es "Seven Swans" aus dem Jahre 2004 am nächsten stehen und Fans von William Fitzsimmons, Scott Matthew, und Elliott Smith gefallen. Als Highlights oder Anspieltipps würde ich "Fourth Of July", "Death With Dignity" und "Should Have Known Better" nennen.

Metacritic weist aktuell einen Punkteschnitt von 92/100 bei 10 berücksichtigten Kritiken aus. "Carrie & Lowell" dürfte somit zu Recht zu den Highlights in der Discographie von Sufjan Stevens gezählt werden, sowie in vielen Bestenlisten des Jahres 2015 auftauchen. 




Hin und wieder setzen Alltagsgeräusche oder ein sphärisches Keyboard Akzente. Ansonsten bleibt Sufjan Stevens allein mit seinen akustischen Gitarren und seiner Stimme – die hier ganz nackt als Kern seiner Kunst sichtbar wird. Warm, weich und zerbrechlich atmet und seufzt sie sich durch Songs von pastoraler Schlichtheit. Mit einem zitternden Vibrato im Falsett und einer fundamentalen Melancholie, die dicht am Abgrund tänzelt: "Fuck me, I'm falling apart". Stevens schreibt wie ein verschatteter Simon. Und singt wie ein gebrochener Garfunkel.
(Zeit)

Zu sehr reduzierten Gitarren- und elektronischen Pianoklängen reflektiert Stevens nun fast flüsternd sein Verhältnis zur Mutter, zu ihrer Abwesenheit, seiner Kindheit, zu Verlust und Tod. Womit wir wieder bei Elliott Smith angelangt wären, denn eine intimere, in träumerischer Innigkeit versunkene Singer/Songwriter-Platte, die auf ihren fingergepickten Gitarrenakkorden so meisterlich zwischen Licht und Dunkel hin- und hertanzt, hat es seit Smiths "XO" nicht mehr gegeben. "Carrie & Lowell", sagte Stevens dem US-Magazin "Pitchfork", sei nicht irgendein neues Kunstprojekt, diesmal ginge es wirklich um sein Leben. It's brillant anyway.
(Spiegel)




Die Dramatik entsteht dabei nicht durch laute Instrumentierung oder Gesang, sondern sie baut sich – gestützt von seiner Stimme – eher leise auf. Es bedarf nicht harter Arbeit, um in dieser musikalischen Umgebung Spannungsbögen aufzubauen. Denn ja, Sufjan Stevens bleibt ein Mann der leisen Töne.
Er sehnt sich („Fourth Of July“), er vermisst („Eugene“) – und er sehnt sich UND vermisst im titelgebenden Song, starb seine Mutter doch vor zwei Jahren und beendete damit die Chance auf Aussöhnung endgültig. Stevens´ Mutter verließ ihn, als er erst ein Jahr alt war, während sein Stiefvater Lowell Brams heute die Geschäfte von Stevens´ Label Asthmatic Kitty leitet und noch enger mit ihm musikalisch verbunden das 2009er Album „Music For Insomnia“ aufnahm. Patchworkfamilien definieren sich eben nicht nach Standards, doch der Kampf um Anerkennung und Liebe ist wie in allen Familien auch hier vorhanden. Nur ist nicht jeder in der Lage, ihn so herzzerbrechend zu formulieren, wie es Stevens´ kann. Wenn man nicht auf die Texte achtet, ist es flügelleicht, was einem mit „Carrie & Lowell“ dargelegt wird. Es bedarf etwas Anstrengung und Kopflastigkeit, das Einfache zu hinterfragen. Umso schöner, dass Texte, in denen es um tiefe Verzweiflung, suizidale Gedanken oder ein Kind ohne Mutter geht, so leichtfüßig daherkommen können. Ganz große Kunst. Chapeau, Monsieur Stevens!
(Auf Touren)



Nach einigen Singer/Songwriter Alben sowie wenig inspirierten Ambient und Electropop Platten kam mir das neue Werk d...






















Nach einigen Singer/Songwriter Alben sowie wenig inspirierten Ambient und Electropop Platten kam mir das neue Werk der Wave Pictures gerade recht. 

1998 gegründet haben sich die Herren David Tattersall, Franic Rozycki und Jonny Helmüber durch mehr als ein Dutzend veröffentlichter Alben vor allem in ihrer britischen Heimat einen Namen gemacht. Den nutzen sie, um mit Billy Childish eines ihrer Idole als Produzent und Co-Writer für “Great big flamingo burning moon” zu gewinnen. Und der stellte sein zum Teil noch aus den 60er Jahren stammenden Equipments und seine Gitarrenkünste zur Verfügung.

Entsprechend roh, rumpelig und “garagig” klingen die meisten der 13 Titel. Zwischen Garage, Lo-Fi, Indierock und den unvermeidlichen Hefner-Vergleichen ist “Great big flamingo burning moon” erfreulich vielseitig geraten. 

“I could head the telephone”, “At dusk you took down the blinds”, “Sinister purpose” (John Fogerty Cover) und “We fell asleep in the blue tent” sind meine Empfehlungen auf “Great big flamingo burning moon”. 

This record is doused in the sound of americana that marks The Wave Pictures' more recent records, with the bass-ass, tooth-pick chewing distortion of The Modern Lovers' guitar parts and a healthy dose of harmonica. Needless to say, when you try to graft this archetypally American, James Dean-style sex-appeal onto three lads from Leicester, the results can be pretty unconvincing. This time, though, they seemed to know what they were doing.

Ein Mitschnitt des Songs “Pea green coat” in mäßiger Qualität:


Vermutlich klingen The Wave Pictures im Konzert besser:
  • 17.04. Freiburg
  • 18.04. Saarbrücken
  • 19.04. Offenbach
  • 20.04. Leipzig
  • 21.04. Berlin
  • 22.04. Hamburg
  • 23.04. Wetzlar
  • 24.04. Düsseldorf

"Orbitor" zeigt uns eine Band im Wandel: Fast vier Jahre ließen uns die Dänen nach " Ask Me This &qu...























"Orbitor" zeigt uns eine Band im Wandel: Fast vier Jahre ließen uns die Dänen nach "Ask Me This" auf eine neue Veröffentlichung warten, Zeit genug für Alcoholic Faith Mission, um sich musikalisch neu zu orientieren. Und so erklingen Thorben Seierø Jensens Falsettgesang und Kristine Permilds glockenhelle Stimme nun auf 11 eingängig-melodiösen Songs, die sich deutlich am Synth-Pop und Dreampop orientieren, gelegentlich in Richtung Elektro-R'n'B ("Everyone's Got dynamite") tendieren und oftmals den zuckersüßen 80er Jahre Pop ("Cut You Up", "The Best Day Of My Life") im Hinterkopf haben. 

Als Klangpaten für "Orbitor" muss man Efterklang und Arcade Fire nun streichen und durch MGMT, Yeasayer, The Naked And Famous, Madonna und Tears For Fears ersetzen. An dieser Neuausrichtung dürften sich, frei nach der im Opener und Titelstück gestellte Frage "Am I good enough for you?", so ist es zu befürchten, die Geister scheiden.  




Obwohl Songs wie „Dream In Silence“ etwas Anderes erwarten lassen könnten: Hier passiert alles im großes Stil. Ob Träume, Liebe, Du, Ich, die Nacht oder Explosionen, das Goldpuder wurde großzügig verteilt. Mit dem Rucksack der 80er Dreampopper auf dem Rücken wandern die Skandinavier mit ihrer nun fünften Platte auf eindeutigen Pfaden Siggy Stardusts, der frühen Madonna oder Erasures.
Blühende Popsongs aus Synthies, weitläufigen Melodien und Experimentierfreudigkeit treffen sich unter bescheidenen Namen wie „The Best Day Of My Life“ oder „Time To Bring The War“ – Zynismus und Ironie kommen hier also auch nicht zu kurz.
Bei all dem leichten Fuß und der Eingängigkeit kokettieren Alcoholic Faith Mission gekonnt mit Gehalt und Melancholie, auch bei ihren Kompositionen. Die großen Melodien wirken nämlich nicht umsonst genauso wie sie es tun: raffiniert, verspielt und süß – aber stets mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit.
Es bleibt einem nichts Anderes zu tun als aufzuspringen auf den rauschenden Stern und mit Alcoholic Faith Mission den Orbit nachzuzeichnen. Flockig wippend, verträumt schwirrend, leise mitsummend und angefüllt mit herzförmigen Wattewolken.
(éclat)




Jensen und Co. sind längst angekommen, routiniert und selbstbewusst – und derart entspannt, dass sie mit dem Titeltrack glatt das längste Stück des Albums direkt an den Anfang stellen können, ohne dabei schwitzige Hände zu bekommen. Satte zweieinhalb Minuten dauert es, bis Jensens Gesang durch das Dickicht aus Synthies und Bläsern vordringt, fast eine weitere, bis der Opener endgültig erwacht und zum Tanz auf einem anderen Stern einlädt. Ein energisches "Am I good enough for you?" schmettert Jensen seinen Hörern zum Schluss entgegen, nur um ein emotional scheinbar hinterfragendes "I think I caught you out there" hinterher zu schieben. Hier wird mit Gefühlen nicht gekleckert, sondern stets geklotzt.
Von einem ähnlich starken Kaliber zeigt sich das zwischen schierer Panik und trotziger Attitüde wandelnde "Crystalized night" mit der denkwürdigen Zeile "Everytime you let me go / I let you down", wohingegen der gespenstische Electro-R'n'B von "Everyone's got dynamite" vor allem wegen Jensens eindrucksvollem Falsett in Erinnerung bleibt. Ein weiteres Highlight wartet mit dem hauptsächlich von Kristine Permild vorgetragenen "Let in all the ghosts (Rule the world in rain)", das von einer offenbar gar nicht weit entfernten Zukunft erzählt, dessen Klangkulisse trotz aller Verzweiflung eine gewisse Euphorie verkörpert. Diese verwandelt sich schon im darauffolgenden "Time to bring the war" in ein revolutionäres Mantra, das höchstens von dem stampfenden – und doch zerbrechlich wirkenden – "Come here wash in over me" getoppt wird. Alcoholic Faith Mission kämpfen eben mit etwas anderen Mitteln, aber immer so, wie sie es wollen. Sicher ist nur eines: Von diesen Dänen kann man noch einiges erwarten.
(Plattentests)

Kaum zu glauben, dass Laura Marling kürzlich erst 25 Jahre alt geworden ist, wenn man bedenkt, dass sie bereits vie...























Kaum zu glauben, dass Laura Marling kürzlich erst 25 Jahre alt geworden ist, wenn man bedenkt, dass sie bereits vier Soloalben veröffentlicht hat, von denen drei für den Mercury Prize nominiert wurden, nämlich "Alas, I Cannot Swim" (2008), "I Speak Because I can" (2010) und zuletzt "Once I Was An Eagle" (2013). Durch ihre Beziehungen zu Charlie Fink (Noah And The Whale) und Marcus Mumford (Mumford & Sons) sorgte sie für reichlich Gossip und versuchte sich zwischendurch als Schauspielerin im Kurzfilm "Woman Driver".

Hört man sich nun die 13 neuen Titel ihres neuen Albums "Short Movie" an, so darf man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erneut das Häkchen hinter "Mercury Prize Nominierung" setzen, welches nur bei "A Creature I Don't Know" (2011) fehlt.

Marling fügt ihrem introvertierten Brit-Folk ("Walk Alone", "Easy", "Worship") nun noch ungewohnt schnelle und rockige Töne bei ("Don't Let Me Bring You Down", "False Hope"), arbeitet sich an "Sultans Of Swing" von den Dire Staits ab ("Gurdjieff's Daughter"), setzt auf percussive Elemente ("Short Movie") und probiert es erstmals mit einer Art Sprechgesang ("Strange").  

Viele Kritiker sind begeistert von "Short Movie", das Laura Marling erstmals selbst produziert hat, und daher gipfeln die Reviews häufig in solchen Aussagen:

It is, as a result, a commanding and sincerely fascinating listen that stands tall in a catalogue already awash with magic.
(Clash Music)

Short Movie is an introspective journey crafted into a communal experience. It’s the product of a genuine artist losing faith in herself, hitting the reset button, and returning with an intensely personal work that manages to say something about us all.
(Pretty Much Amazing)

This is Marling at her finest, but as she’s proved five times in a row, the best is always yet to come.
(Drowned In Sound)





Weil sie schon einmal dabei war, wollte Marling auch das Songschreiben an sich entzaubern. Wenn Entzauberung so klingt, als würde Chrissie Hynde die Songs von Joni Mitchell singen und Carly Simon die von Rickie Lee Jones, dann sollte Demystifikation die einzige Art sein, wie Lieder geschrieben werden. In „I Feel Your Love“ reicht sie bis in die Lyrik der frühen Mitchell: „Let the river answer so I can be alone“ erinnert an Jonis zugefrorenen Fluss. Wie die Pretenders klingt „Don’t Let Me Bring You Down“, so hart wird die Gitarre angeschlagen, so lasziv ist der Sprechgesang: „Did you think I was fucking around?“ Bei „Easy“ wird Dylans „Positively 4th Street“ (und damit auch „Norwegian Wood“) variiert. „Gurdjieff’s Daughter“ hat den Twang eines Songs der Go-Betweens und zugleich die Süffigkeit von „Bette Davis Eyes“, und Marling wiederholt mit Kiekser im frivolen Sprechgesang: „You can’t see it, it might be behind you/ Who weeps for them? Sometimes I do.“ Gott, macht dieses Lied glücklich.
Laura Marling beherrscht alle Stimmen, die bei introspektivem Songwriting überhaupt denkbar sind; auch der brütende Folk wird in „How Can I“ exzellent vorgeführt. „Howl At The Moon“ singt sie zum skelettierten Gitarrenspiel: „Hold-ing my chest like I’m a wild horse about to run away scared ...“ Natürlich weiß Marling genau, wie gut sie ist. „Short Movie“ ist ein Wunderwerk entfesselten eklektischen Genies – oder, wie sie wahrscheinlich sagt: eine Fingerübung.
(Rolling Stone)




Laura Marling in Deutschland:
15.05.15 Hamburg, Knust
16.05.15 Berlin, Heimathafen


Letzte Woche sah ich in Mailand als Vorband von Noel Gallagher ( Konzertbericht ) die Black Rivers . Vielleicht hat...























Letzte Woche sah ich in Mailand als Vorband von Noel Gallagher (Konzertbericht) die Black Rivers. Vielleicht hat es den ein oder anderen überrascht, dass sich in deren Set mit "Rise" und "Black And White Town" auch zwei Songs der Doves eingeschlichen hatten. Dabei war dies nur konsequent, denn die Brüder Jez und Andy Williams verkündeten im letzten Sommer die Gründung der Black Rivers als Reaktion auf die Auszeit der Doves und die Soloausflüge von Jimi Goodwin.

Mittlerweile gibt es auch ein Debütalbum der Black Rivers, das sich weniger experimentell zeigt als "Odludek" von Jimi Goodwin und den Klängen der gemeinsamen Band deutlich näher kommt. Als Highlights der 10 Songs würde ich den Jingle-Jangle-Pop von "Diamond Days", das von Synthie-Klängen durchzogene "The Ship", bei dem man gar nicht recht weiß, ob man nun MGMT oder Jean Michel Jarre als Einfluss benennen soll, und "Age Of Innocene", den temporeichste Song der Platte, der auch beim Konzert am besten beim Publikum ankam, nennen.

Jimi Goodwin mag der bessere und ausdrucksstärkere Sänger sein, aber die Williams-Zwillinge haben das stärkere Album vorgelegt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die besten Momente von "Odludek" und "Black Rivers" unter dem Namen Doves veröffentlicht worden wären!




Current single ‘The Forest’ is next, offering a swinging, soulful update to the best song Richard Ashcroft never wrote. Melodically and harmonically, the twists and turns of this song are so pleasing, so just right that it is hard to describe. Sure, Black Rivers won’t change the world, but within three songs of the beginning of their debut album, you find yourself wishing that you lived in such a time as that songs like this could, indeed, inspire a world-changing hope. Debut single ‘Voyager 1’ is another highlight as synths and guitars layer upon one another with such intricacy, such precision. The verse, particularly, feels like it could have been lifted from In Rainbows. Of course that could be because it really sounds like ‘Weird Fishes/Arpeggi’, but this doesn’t stop this song being a towering centerpiece of the album.
‘The Wind That Shakes the Barley’ is another twist on this album of stylistic diversity. As it begins, School of Seven Bells come quickly to mind as an atmosphere is built. And built. And built. The groove, when it arrives, is deeply satisfying. It is followed by the aggressive 'Age of Innocence', whose chorus is a punch to the stomach, the kind of hook that, once heard, will never leave your brain.'Coral Sea' returns us to soulfully-swung, Radiohead-esque atmosphere, before 'Deep Rivers Run Quiet' does exactly what it says on the tin, as restrained processed piano and off-kilter guitars all too soon closes the album on a beautiful note.
(Drowned In Sound)




“Some bands are rooted in the reality of the here and now,” says Jez. “I suppose we’ve always been about escapism.” There are shades of proggy fantasy here that blasts us into space and questions of “interplanetary faith” with the jaunty, synth-fuelled indie pop of Voyager 1. They also part the fronds of Seventies psychedelia on The Forest and cut us adrift on “a sea of longing” on The Ship, which owes a debt to Jean Michel Jarre.
Settling unshowily into the middle of the mix, Jez’s singing isn’t bad either, putting heart and soul into songs like the yearning The Wind that Shakes the Barley which sees him “standing at the window of your doubt”.
(Telegraph)




Besonders erfindungsreich bezüglich des Bandnamens waren Matthew Cooper und Mark T. Smith nicht, aber wahrscheinlich...






















Besonders erfindungsreich bezüglich des Bandnamens waren Matthew Cooper und Mark T. Smith nicht, aber wahrscheinlich sahen sie voraus, dass Inventions ohnehin mit dem Verweis auf ihre anderen Bands und Projekte vorgestellt werden: Matthew Cooper ist ansonsten unter dem Namen Eluvium als Ambientmusiker unterwegs, während Smith Gitarrist bei Explosions In The Sky ist. 

Auf dem gleichen Label und über einigen Tourneen vereint, wollte Smith Cooper für einen Song bei Eluvium unterstützen. Daraus wurde letztendlich ein eigenes Projekt und nun bereits das zweite Album “Maze of woods”. 

Man muss sich etwas Zeit nehmen, um auf “Maze of woods" neben dem ganzen Ambientgeblubber erinnerungswürdige Fragmente zu erkennen. In den besseren Momenten des Albums fühle ich mich an Sigur Rós erinnert. Ab und zu blitzt mal eine Gitarre und die Hoffnung auf eine anständige Drone Attacke auf… um anschließend in die Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ansonsten ist “Maze of woods” vor allem gepflegte Langweile. Es wurde angeblich inspiriert vom letzten Absatz aus Denis Johnsons Novelle “Train dreams”. Dort wird das Geheul eines verwilderten Wolfsjungen beschrieben. Etwas kräftigeres Gebrüll hätte “Maze of woods” m. E. gut getan. 

“Escapers”, “Peregrine” und “Wolfkids” sind die hörenswerteren Titel auf “Maze of woods”. 

The 405 nimmt das Album merklich positiver auf:


Inventions' Maze of Woods is a piece of wonder. The album as a whole offers plenty of white space for reflection but not too much to the point of boredom or ambivalence. It's a compassionate celebration of all the possibilities we have in this world. Sometimes challenging, other times comforting, Inventions encourage you to step inside the imagination portal and dream.

Statt eines aktuellen Songs gibt es hier eine der ersten Zusammenarbeiten der Herren Cooper und Smith:

Vom Vagabundenleben können vier junge Finnen offensichtlich ein Lied singen. Oder auch pfeifen, aber dazu später me...























Vom Vagabundenleben können vier junge Finnen offensichtlich ein Lied singen. Oder auch pfeifen, aber dazu später mehr. Seit 2012, dem Erscheinungsjahr ihres Debütalbums "Phrases Break The Ice", sind Esa Mankinen, Marko Heikkinen, Jyri Pesonen und Olli-Pekka Ervasti ständig auf Achse und erfreuen die stetig wachsende Anzahl ihrer Konzertbesucher mit flottem, tanzbaren Indiepop der elektronisch-synthetischen Sorte. 

Zwischendurch hatte das Quartett aus Oulu auch noch Zeit für die Alben Nummer Zwei ("Pine Trails", 2013) und Drei: Zusammen mit dem Produzenten Simon "Barny" Barnicott (Arctic Monkeys, Kasabian, The Tender Trap) entstanden jüngst 11 eingängige, gute Laune liefernde Popsongs ohne Ecken und Kanten, die man zunächst ganz eindeutig dem Two Door Cinema Club zuweisen würde. Für einen Test mit einem uneingeweihten Versuchskaninchen würde ich "Vagabonds" oder "Painted Arms" empfehlen.

Die auffälligsten (was nicht gleich bedeutend mit "besten" ist) Songs der Satellite Stories sind "The Trap", das Dank des Trompeten-Einsatzes von Chas Smash (Madness) einen leichten Ska-Einschlag erhält, "Campus", das mit seiner Mischung aus Folk, Elektro-Beats und gepfiffener Melodie zu Bastille und Avicii ganz hoch in die Charts gehört, und das abschließende, balladesk-kitschige Piano-Duett "With You". 




Der Titeltrack macht vor, wie dynamisch das trotzdem klingen kann. Wenn man dann noch wie in "Heartbeat" ordentlich Delay auf die Singlenotes ballert, darf man sogar verpasste Geständnisse besingen und unterkühlt feststellen: "Can't feel heartbeat, if I never get a chance to say I miss you, if I never get a chance I still do.".
Bedenkenlos verträglich, zwischendurch sogar ganz nett, aber gegen Ende will der Herzschlag dann tatsächlich aussetzen, so oft wie sich der schnöde Satz wiederholt. Wesentlich zackiger bringen die Jungspunde den gekünstelten Brit-Akzent in "Polarized" aufs Tanz-Parkett. Dezente Zurückhaltung in der Strophe, dann strotzt der Chorus nur so vor eingängiger Wohlfühl-Melodie. Die Mischung spricht auch in "When Love Became" oder "Round And Round" für ein stimmiges Patentrezept. Große Stärke von Frontman Esa Mankinen sind ohne Zweifel die sukzessiven Ausflüge in die Kopfstimme. Unangestrengt lässt er einzelne Hooks erklingen.
Spätestens das fröhlich pfeifende "Campus" holt dann auch den faulsten Akademiker aus der Koje. Dank Hip Hop-Beats und Folk-Akustik bekommt der Start in den Tag ungeahnte Flügel. Im Grunde nimmt der Titel sie ja eigentlich schon vorweg, die Hommage an die Freiheiten des Studentenlebens. Zusammen mit der Blaskapelle verbreitet "The Trap" noch mehr gute Laune. Nie penetrant und immer mit einem Blick für die Vergänglichkeit des besonderen Moments, mümmeln sich die Finnen in wohlige Schwermut ein.
"Heroine" oder "Same Sun" gehen dagegen in einer vorhersehbaren Indie-Leier unter. Der Synthesizer frisst die unscheinbaren Riffs im Hintergrund auf und Roboter-Gestotter wie "Go Go Go Go away, I need a, I need a proof that you feel the same", sorgt für ein beständiges Déjà-Vu-Erlebnis. Textlich hält sich das Finnen-Ensemble da einige Male zu lange mit zwischenmenschlichem Beziehungsgeplänkel auf. Von solch müdem Geplätscher geweckt, dreht man sich bloß achselzuckend zur Seite und pennt einfach weiter.
So viel Elektro-Gedüdel hat "Painted Arms" gar nicht nötig, um den trägen Hintern mit ordentlich Pfeffer über den Dancefloor zu scheuchen. Geschmeidiger Bass-Groove und eine schnellere Phrasierung begleiten den, naja, nostalgischen Blick ins Fotoalbum: "Brookyln Bridge, taking a photo, getting rich, taking a photo, raising kids, taking a photo". Die Chorus-Melodie atmet im Übrigen auch noch locker flockig durch den Autofilter. Demgegenüber lässt die abschließende Liebeserklärung in "With You" trotz femininer Guest-Vocals den entscheidenden Punch für große Gänsehautgefühle vermissen. Schade eigentlich, denn gesanglich geht das wirklich gut rein.
(laut)


Natürlich ist das Quartett in seinen melancholischsten Momenten nach wie vor besser gelaunt als sämtliche dunkel gewandete Post-Punk-Bands in ihren fröhlichsten. Dessen ungeachtet gehen etwa die Dream-Pop-Gitarren von "Heartbeat" weniger nach vorne als sonst, und Mankinens verhuschte Vocals zweifeln nicht zuletzt an der Liebe: "Heroine" fordert zu pointiertem Riff und Keyboard-Tupfern Zuneigungsbeweise ein, und das federnde "When love became" kommt zum nüchternen Schluss, dass auch in der intaktesten Beziehung irgendwann der Lack ab ist – so lasziv die Licks nach Art von Scissor Sisters' "Comfortably numb"-Version im Hintergrund auch kitzeln mögen. Und es ist durchaus eine Kunst, diese Einsichten in so luftig-unaufdringliche Songs zu verpacken, dass Jungs und Mädchen jeden Alters dabei zu keiner Zeit die Tanzfläche verlassen müssen.
Am erfrischendsten ist dieses Album jedoch, wenn es sich auf eher ungewohntes Terrain begibt und zu erstaunlich schlüssigen Ergebnissen gelangt. Das Melodiegeflöte von "Campus" befreit Peter Bjorn And Johns "Young folks" zu einem eiernden Backbeat aus dem Giftschrank des Ballermann-Indie und mündet in eine beschwingte Lovestory, und "The trap" macht die bereits in "Round and round" zaghaft anfragenden Bläser zum lauthals trötenden Hauptthema und zieht mit seinem Ungestüm auch den euphorischsten Friska-Viljor-Hopsern die Petersilie aus der Nase. Zwar sind Satellite Stories im abschließenden Piano-Duett "With you" wieder bei der trauten Zweisamkeit angekommen, die sich zuvor so widerspenstig zeigte – doch es würde nicht verwundern, wenn die Finnen schon bald weiterziehen. Hummeln im Hintern haben sie nämlich immer noch genug.
(Plattentests)


Die Pressemitteilung vergleicht Eternal Death u. a. mit Burial und Robyn. Vor allem die Single “Head” belegt das r...























Die Pressemitteilung vergleicht Eternal Death u. a. mit Burial und Robyn. Vor allem die Single “Head” belegt das recht eindrucksvoll. Im Kern machen Elin Berlin (Betreiberin des Blogs Youth knows no pain) und Johan Angergård (u. a. aktiv bei Club 8, Acid House Kings, The Legends und Pallers) tanzbaren Electropop. Das klingt annähernd so austauschbar, wie es tatsächlich ist. Als Lichtblick erscheinen mir einige düstere Beats, die in Richtung Dubstep gehen. Diese nehmen auf dem gleichnamigen Debüt der schwedischen Band aber zu wenig Raum ein, um tatsächlich als Besonderheit durchzugehen. 

Neben miesen Songs wie “Cry” fällt es “Head” und “Hole” einfach, als relative Höhepunkte zu glänzen.  

Ich räume ein, dass es zum Album auch andere Meinungen gibt. So z. B. bei Fensepost.com:
This is music ideal for the darkness; those quiet times at night when you are alone. It is music for the contemplative and solitary. Late night drives. Late night walks. Maybe a solo stargaze. [...] I already feel comfortable stating that Eternal Death could very well be a top five — or even top three — contender for album of the year!
Ich fürchte, dass “Eternal death” unter den in der Kritik angegebenen Bedingungen seinem Namen alle Ehre macht…

Das Video zu “Violence”:

Will Butler ist der jüngere Bruder von Win Butler und ebenfalls Mitglied von Arcade Fire. Auf Konzerten wirkt er l...























Will Butler ist der jüngere Bruder von Win Butler und ebenfalls Mitglied von Arcade Fire. Auf Konzerten wirkt er leicht hyperaktiv und spielt jedes Instrument, das ihm in die Hände gerät. Aus dem großen Schatten seines Bruders trat er erstmals 2014, als er gemeinsam mit Owen Pallett für den Soundtrack zu "Her" für den Oscar nominiert wurde, und nun mit seinem ersten Soloalbum. 

"Policy" wurde letzte Woche über Merge Records veröffentlicht, beinhaltet nur 8 Titel und ist nach 27 Minuten leider schon wieder vorbei. Dabei verzichtet Butler auf den pompösen Bombast von Arcade Fire und nahm das Album innerhalb einer Woche nahezu im Alleingang auf. Entsprechend unbeschwert, roh und direkt klingt es nun: auf "Son Of God" wären die Violent Femmes stolz, "Witness" könnte auch ein Beitrag von Meatloaf aus der "Rocky Horror Picture Show" sein und "What I Want" ist der punkrockige, fesselnde Hit, der Arcade Fires "Reflektor" noch gefehlt hat und der direkt neben der Ballade "Sing To Me" steht. "Anna" experimentiert mit Synthie, Saxophon, Disco und dem Vermächtnis der Talking Heads, "Take My Side" ist rumpelnder Garagenrock im Sinne der White Stripes und "Something's Comin" ist der schräge Kandidat für die Skip-Taste.


Auf einen Punkt lässt sich „Policy“ nicht bringen. Es ist so abwechslungsreich, verrückt und voller Überraschungen wie Butler selbst. Die Songs sind wütend, voller Liebe, machen Spaß, sind aufrichtig, wild oder ruhig. So prallen Gegensätze aufeinander, die dann doch irgendwie zusammen zu passen. Dem Poetry Studium wird auf „Policy“ alle Ehre gemacht. Genaueres Hinhören lohnt sich! Mal sind die Lyrics lustig und handeln von Pony Macaroni, mal sind sie sehnsuchtsvoll, zweifelnd poetisch und schwelgen um das Thema Einsamkeit, um dann plötzlich wieder in politische oder religiöse Themen zu schwenken.
Nicht nur die Texte sind vielfältig, auch der Sound reicht von melancholischen Balladen, über David Byrne-esken New-Wave bis zu Funk Klängen, die mit fetten digitalen Beats untermalt werden.
Butler bespielt die komplette Klaviatur seiner musikalischen Einflüsse. “I’m drawn to every genre”, sagt er selbst über seinen eigenen Musik Geschmack. Eins haben die meisten Songs gemeinsam: man möchte direkt los tanzen und ähnlich wild wie Will durch die Gegend zappeln.
„Policy“ ist ein klares, nicht überproduziertes Album, das ohne viel Schnick Schnack auskommt. An manchen Stellen klingt es noch etwas roh. Einige Kritiker würden ihm an dieser Stelle vielleicht Halbherzigkeit unterstellen. Aber gerade das macht es so charmant. Back to the roots of music mit viel DIY -Charakter.
(Fast Forward Magazine)





Das schon im Vorfeld veröffentlichte “Take My Side” eröffnet das Album und ist musikalisch eine Reminiszenz an vergangene Zeiten. Ein wenig Rock der 60er und 70er, vermischt mit Einflüssen aus dem Countrybereich – vor allem wegen seines Spieles mit der Gitarre. Ein flottes Gute-Laune Lied und ein durchaus packender Opener.
Diese Stimmung wird im zweiten Song “Anna” noch getoppt. Ein sehr unmittelbarer Song mit enormen Ohrwurm-Potential. Weg von der Gitarre, hin zum Klavier. Dass Butler kein reiner Enthusiast fröhlicher musikalischer Gestaltung ist, zeigt er in “Finish What I Started”. Ein eher träumerischer und nachdenklicher Song, der entfernt auch an die ruhigen Songs der Beatles erinnern lässt. Textlich geht es hier um die Fehlbarkeit, die jedem, vor allem ihm, inne ist. Eine Fehlbarkeit, die dem Album aber nicht anhaftet.
“Son Of God” steigert das Tempo wieder. Unterstützt von einem kleinen Chor im Hintergrund, zeigt sich hier die religiöse Seite von Will Butler. Themen, die sich mit Gott beschäftigen, sind nicht nur hier präsent. Gott spielt auch im Folgenden eine Rolle. So findet sich die Zeile Woah, the lord is watching im Song “Something’s Coming”. Butler nähert sich all dem aber nicht bieder, sondern offensiv. Mit Gitarre, schnellem Spiel auf dem Klavier und einer ausdrucksvollen Stimme. Diese Linie behält er auch in “What I Want” bei. Butler schreit die Zeilen förmlich raus. Die Gitarre erklingt ekstatisch und treibend.
Hypnotischer wird es beim 7. Song “Sing To Me”. Ein Song, der eine Brücke zu den anderen Tracks schlägt, die eher zum Tanzen einladen. Genau, Tanzen! Das lässt sich zu den Songs definitiv. Bestes Beispiel ist der letzte Song der Platte, “Witness”. Ein kraftvoller 4-Minüter. Es ist ein letzter Beweis für Butlers Anleihen an den Sound der Beatles oder ähnlichen Rockgruppen aus jener Zeit. Ein sprühender Song, der all die musikalischen Elemente der vorangegangenen Tracks nochmal vereint.
(Radio Q)

Will Butler in Deutschland:
15.04.15 Köln, Luxor
16.04.15 Berlin, Frannz Club



Wenn eine Band schon vor Veröffentlichung eines Albums viele Songs raushaut, hat sie entweder sehr viel Material und...






















Wenn eine Band schon vor Veröffentlichung eines Albums viele Songs raushaut, hat sie entweder sehr viel Material und/oder sie ist sich ihrer Sache ziemlich sicher. Seit Dezember 2014 koppelte das Label bereits die Singles “Lampshades on fire”, “Coyotes” und “The best room” aus. Ferner wurden “The ground walks, with time in a box” und “Of course we know” als Preview vorweggeschickt. Aber mit insgesamt 15 Titeln verfügt das nun veröffentlichte zugehörige Album “Strangers to ourselves” auch über genug “Material”. Und angeblich reicht es sogar noch für ein weiteres Werk, welches schon bald erscheinen soll.

Dafür ließen sich Modest Mouse auch Zeit: Der Vorgänger “We were dead before the ship even sank” erschien bereits im Jahr 2007. Seit der Gründung durch Isaac Brock, Jeremiah Green und John Wickart im Jahr 1993 hat die Band damit ihre (bislang) längste Auszeit hinter sich. Durchgängig und von Beginn an dabei war Isaac Brock. Damit ist er neben langen Song- und Albumtiteln und Alben mit mindestens 14 Tracks eine der Konstanten der Band aus dem Staat Washington.  

“Strangers to ourselves” erscheint mir als ein außergewöhnlich homogenes Album. Ich konnte bislang keinen zwingenden Hit heraushören, aber einen schwachen Song fand ich auch nicht. Von der einstündigen Spielzeit des Albums dürfte sich kein Indierock-Anhänger enttäuscht fühlen. Für einen schnelleren Zugang empfehle ich “Lampshades on fire”, “Shit in your cut”, “The ground walks, with time in a box”, “Pups to dust”, “Wicked campaign”, “The tortoise and the tourist” und “Of course we know”.  

Consequence of sound wartet mit einem interessanten Vergleich auf:
Modest Mouse, Death Cab for Cutie, and the Decemberists all hail from the Pacific Northwest, and all three released a string of classic, genre-defining albums from 2000 to ’05 — but how differently they’ve all aged. I can’t speak to the new Death Cab album, due at the end of this month, but the Decemberists’ take on bucolic family life as it mixes with the “Modern Condition” (January’s What a Terrible World, What A Beautiful World) couldn’t be further from the uncomfortable, loud, discontented elements of Strangers to Ourselves. Make peace with the discomfort, Brock seems to be saying. Never be complacent, never be satisfied. It’s a prickly spot for artists who have paid their dues 10 times over to be in, but maybe a necessary one. No one on Modest Mouse’s watch is going gently into that good night.

“Of course we know”:
“Lampshades on fire”:
Die Band wird am 30.06. in Berlin auftreten.

Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass To Kill A King nicht Gegner der Monarchie sind sondern eine Affinität fürs...























Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass To Kill A King nicht Gegner der Monarchie sind sondern eine Affinität fürs Schachspiel haben. Auf dem Cover ihres Debütalbums "Cannibals With Cutlery" (2013) lag die umgestürzte Spielfigur eines Königs auf einem Teller, nun erblickt man auf "To Kill A King" zwei über den nächsten Zug einer Schachpartie  grübelnde Männer. Erkennt man, dass das Foto gespiegelt wurde, so ergeben sich viele Interpretationsmöglichkeiten. 

Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, dass To Kill A King nach Höherem streben. Das Debütalbum erhielt viele gute Kritiken und die Band soll für intensive Konzerte bekannt und dementsprechend umjubelte sein. „These are songs designed to be played on a bigger stage“, lässt Sänger Ralph Pelleymounter nun selbstbewusst vernehmen und croont mit pathetischem Bariton auf den 11 neuen Songs oder wechselt gelegentlich ins Falsett ("The Chancer"). Seine vier aktuellen Mitstreiter (Peter Hakola, Josh Taffel, Grant McNeill und Ben Jackson) unterstützen ihn mit folkigem, druckvollem Indierock ("Grace At A Party", "Compare Scars") zwischen Mumford & Sons und Frightened Rabbit, der nur selten den Fuß vom Gaspedal nimmt ("Musicians Like Gamblers Like Drunks Like Me") oder ihn im Verlauf des Songs doch wieder darauf setzt ("Love Is Not Control"). 

Etwas krampfhaft wirkende Ausflüge in Gospel ("Good Times (A Rake's Progress)") und Jazz ("Today") oder überflüssige Keyboard-Experimente ("School Yard Rumours") trüben leider den Gesamteindruck des Albums. Für mich war das Debütalbum, das zudem noch rund 17 Minuten mehr Musik anbot und bei Platten vor Gericht mit 7,0 Punkten beurteilt wurde, deutlich stärker.  


Mal trägt das Treiben der Akustik-Gitarre durch ein Lied, mal sind die Melodien und Akkordwechsel der verzerrten E-Gitarre im Zentrum und mal zeichnet sich die Allianz aus Schlagzeug und Bass als dominierendes Element heraus. „To Kill A King“ greifen auf Indierock-, Folk- und Singer/Songwriter-Elemente zurück, denen sie erst einmal den Staub abgeblasen haben, um sie von Song zu Song neu zusammenzusetzen. Herausgekommen ist moderne Gitarrenmusik, die sich nicht scheut, sich auch mit Synthesizern oder Blasinstrumenten zu schmücken, wenn es sich ziemt. (...)
Der sehr britische Sound und das sanftweiche Reibeisen in Pelleymounters Stimme sorgten für Vergleiche mit Bands wie Mumford & Sons, doch schaffen es To Kill A King immer mehr, sich einen eigenen Stand im Genre zu erspielen. Mit Textzeilen wie „Everybody is moving like they never heard music before” geben sie der Folkmelancholie eine in Rockgitarrenriffs verpackte Leichtigkeit.
Auch wenn einige klassische Indierock-Platten gut gealtert sind, hat sich das Genre insgesamt relativ schlecht verjüngt. Wenn Gitarrenbands heute ihren Indierocksound auf Synthesizern und anderen modernen Klängen aufbauen, wirkt das leider oft ziemlich prätentiös und hölzern. Den Musikern von To Kill A King gelingt das besser, in ihrem Klanggewebe schließen sich Bewährtes und Modernes nicht ausschließen, wie etwa der Song „Love is not Control“ beweist.
(FAZ)




"Compare Scars" offers a promising start. The opener beings slowly, allowing frontman Ralph Pelleymounter’s excellent vocals to shine, before bursting into life with some splendid rhythmic guitar work, with the line "I know it’s hard when they’re calling your name/But keep your head straight" offering a strong lyrical hook. Yet the album’s first track is an exception to the rule that when To Kill A King are trying to be an out-an-out indie rock band they’re at their weakest. Similar beasts don't fare so well; "The Chancer" suffers from uninventive instrumentation, while latest single "Love Is Not Control" is a weak representation of the band’s sound.
Another problem with To Kill A King comes with the backing vocals, which - in stark contrast to Pelleymounter's winning delivery - are too often rather poor. "Oh My Love", with its ill-advised gospel choir backing, is the biggest culprit, while the back up singers on "Good Times (A Rake’s Progress)" keep the track firmly in Bruce Springsteen-mimicking territory.
The slower acoustic tracks found on the record's latter half are the easiest to fall for, as they really demonstrate Pelleymounter’s exceptional vocal talent. "Musicians Like Gamblers Like Drunks Like Me" is the album’s understated yet immediately evident highlight, a song on which everything from the instrumentation to the pacing work really effectively in conjunction. "World of Joy (A List Of Things To Do)" is another strong moment, bringing an effective injection of pace and for once nailing the backing gang vocals, which have a nice, considered touch. "Today", a sweet, short closer, ends the record on a welcome positive note.
This is a frustrating second record, but it does prove that To Kill A King have the potential to be a far better band. While it ultimately rarely thrills, you get the feeling album three could be a marked improvement. 
(The Line Of Best Fit)






To Kill A King auf Tour:
16.03.15 Köln, Luxor
17.03.15 Wiesbaden, Schlachthof
22.03.15 München, Strom
26.03.15 Hamburg, Nochtspeicher
27.03.15 Berlin, Postbahnhof