27 Jahre, fast auf den Tag genau, lagen zwischen der Veröffentlichung von "Voices & Images", dem Debü...

Camouflage - Greyscale























27 Jahre, fast auf den Tag genau, lagen zwischen der Veröffentlichung von "Voices & Images", dem Debütalbum der drei jungen Männer, die Bietigheim-Bissingen auf die Pop-Landkarte setzten, und "Greyscale", dem achten und aktuellen Album von Camouflage.

In diesen 27 Jahren haben Heiko Maile, Marcus Meyn und Oliver Kreyssing einige Höhe-, aber auch Tiefpunkte mitgenommen: Die Single "The Great Commandement" schaffte es 1987 bis auf Platz 57 der US-Charts (und sogar Platz 1 der dortigen Dance Charts) und mit "Love Is A Child" konnten die deutschen Top Ten (#9) erreicht werden. Die beiden dazugehörigen Alben kamen in Deutschland jeweils die Top 20 ("Voices & Images" (1988) #16 und "Methods Of Silence" (1989) #13). 1990 verließ Kreysing die Band und ihr fünftes Album "Spice Crackers" (1995) verfehlte die Hitlisten nur einige Jahre später vollkommen. Ich selbst trug meinen Teil dazu bei, denn 1993 verabschiedete ich mich nach dem (für mich) enttäuschenden "Bodega Bohemia" von Camouflage. 

Diesem Flop folgte eine mehrjährige Auszeit, eine Rückkehr als Trio mit zwei neuen Alben bei zwei unterschiedlichen Plattenfirmen sowie bescheidenen Verkaufszahlen ("Sensor" (2003) und "Relocated" (2006)), zahlreiche Compilations und Tourneen. Nach 9-jähriger Pause erschien nun Anfang März "Greyscale" über Bureau B, wobei sich der geneigte Synthie-Pop-Liebhaber hier zunächst zwischen der CD- (13 Titel) und der LP-Variante (11 Titel) entscheiden muss.     

Seit 2011 arbeiteten Camouflage mit Volker Hinkel und Jochen Schmalbach, die sie auch bei Konzerten seit Jahren unterstützen, an dem Album, das nicht nur das Deutsche Filmorchester Babelsberg aufbietet, sondern erstmals in der Historie der Band auch einen Gastsänger, nämlich Peter Heppner (Wolfsheim). "Count On Me" dürfte auch ein sicherer Kandidat für eine zweite Single nach "Shine" sein.
"Greyscale" ist melancholischer Synthie-Pop, der Gitarrenklänge, Soundtrack-Charakter, Chorgesang und Klangexperimente zu integrieren versucht und aktuellen Elektro-Trends nicht hinterher hechelt. Da man auch 2015 nicht ohne die obligatorischen Depeche Mode-Vergleiche auskommen kann (man höre zum Beispiel nur "Laughing", "If..." mit seiner "Breathing in fumes"-Textzeile oder "Still", die "Martin L. Gore-Ballade"!), lassen wir nun eine DM-Fanseite zu Worte kommen:

Den Opener „Shine“ haben Camouflage bereits ausgiebig live auf ihren Konzerten getestet. Die Reaktionen waren überwiegend positiv. Daher ist der Song auch zu Recht als Vorbote des Albums als Single erschienen. „Shine“ gibt die eine Richtung auf „Greyscale“ vor. Midtempo- und Uptempo-Songs mit starken Melodien, Chorus-fixiert, die wie gemacht sind, um auf der Bühne vor Live-Publikum gespielt zu werden. Zu dieser Kategorie gehört auch „Count on me“, bei dem Peter Heppner für ein Duett ins Studio eingeladen wurde und der seine Sache auf die ihm eigene unwiderstehliche Weise macht. Der nasale Gesang Heppners passt hier wie die Faust aufs Auge. „Misery“ und „Leave Your Room Behind“ sind weitere Beweise, dass Camouflage noch immer eingängige Pop-Songs schreiben können, ohne in allzu seichte Fahrwasser abzudriften.
Und dann ist da die zweite Richtung auf „Greyscale“. Ruhige, verschachtelte Produktionen, teils ohne klassische Songstruktur, mal mit Marcus Meyn am Mikrophon, aber auch Oliver Kreyssig hat in guter alter Tradition seine Gesangseinsätze („In The Cloud“ und „Still“). Diese Stücke sollen nicht ansatzlos ins Ohr flutschen. Sie brauchen Zeit, entfalten ihre schwelgerische Intensität erst nach mehrmaligem Hören. Überragend dabei ist „Laughing“. Die Synthies pluckern und fiepen, die Drums erinnern an „It’s No Good“ einer gewissen Band, die eigentlich immer in Verbindung mit Camouflage genannt wird. Melodie und Gesang entwickeln einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann und mag. Die Vergleiche mit Depeche Mode als Inspirationsquelle sind ebenso angebracht wie überflüssig. Schließlich leugnen Camouflage ihren musikalischen Ursprung nicht und haben die Versatzstücke clever weiterentwickelt und so ihren eigenen, unverkennbaren Soundkosmos geschaffen.
Der Titelsong „Greyscale“ ist ebenso wie „Light Grey“ und „Dark Grey“ instrumental, es sind mehr elektronische Soundcollagen als Songs. Das passt atmosphärisch zum Coverbild und zur für Camouflage typischen düsteren Grundstimmung.
Man sollte ja mit Superlativen sparsam umgehen, aber man kann behaupten, dass „Greyscale“ zum Besten gehört, was Camouflage jemals auf CD gebannt haben. Das Jahr ist noch jung, doch schon jetzt haben die drei Jungs einen aussichtsreichen Platz in den Jahrescharts 2015 vieler Fans elektronischer Popmusik sicher – ganz bestimmt.
(depechemode.de)  






Camouflage auf Tour:
19.03.2015 MÜNCHEN – Backstage Werk
20.03.2015 STUTTGART – LKA
21.03.2015 KÖLN – Live Music Hall
22.03.2015 HANNOVER – Musikzentrum
24.03.2015 ASCHAFFENBURG – Colos-Saal
26.03.2015 ERFURT – Stadtgarten
27.03.2015 DRESDEN – Reithalle
28.03.2015 BERLIN – Kesselhaus
29.03.2015 HAMBURG – Docks
31.03.2015 MAGDEBURG – Factory

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