Entgegen unserer Maxime, hier nur Alben zu besprechen, stellten wir im Januar letzten Jahres an dieser Stelle die zweite EP der Kölner Co...



Entgegen unserer Maxime, hier nur Alben zu besprechen, stellten wir im Januar letzten Jahres an dieser Stelle die zweite EP der Kölner Coldwave/Darkpop-Band Box And The Twins vor. Fast zwei Jahre später gibt es mit 'Everywhere I Go Is Silence' jetzt das lang ersehnte erste Album zu kaufen. Und natürlich hat sich die Wartezeit mehr als gelohnt: Der Opener 'Pale Blue Dot' stimmt uns ein, in das, was folgen wird. Ein düsterer, verträumter Song, den es vorab auch schon als Video zu bewundern gab.



'Gravity', der zweite Song, ist das nächste große Highlight des Albums. Die ganz dunklen Pfade werden in Richtung Tanzfläche verlassen - natürlich bleiben wir in der Dark Wave-Disko, allerdings mit einem schimmernden Ohrwurm. Auch 'Place Called Nowhere' kommt etwas flotter daher, bevor mit 'Perfume Well' der erste Song kommt, den wir von der 'Below Zero EP' kennen.



Schwer und dunkel ist auch “Birds”, Beispiel für einen dichten Dark-Dream-Pop. Die Beats drücken nach unten, während man sich an die träumerische und melancholische Stimme wie an einer Hoffnung hält. Die verzerrten Gitarren sorgen für mehr Härte in der Stimmung. […] Aber der Song, der am besten für diese tänzerische Seele der Band spricht, ist der einnehmende “Guilty Red”. 80er Wave-Beats, ein punktierter, unermüdlicher Bass, Atmo-Synthie und die sinnlichen Vocals: Jedes Detail stimmt hier, um aus diesem Lied einen der Höhepunkte des Albums zu machen. (prettyinnoise.de)

An Höhepunkten mangelt es dem Album wirklich nicht. Düster, aber mit einnehmenden Melodien und über allem schwebt Box‘ charismatischer Gesang.



Der große Wurf – er ist gelungen. Geduld und Sorgfalt zahlen sich also aus. Schwachpunkte gibt es keine zu vermelden, zumal für Mix und Mastering Hélène De Thoury (Hante) verantwortlich zeichnet. Stil und Gefühl konnten also kaum bessere Voraussetzungen zeitigen, um ein Album zu erschaffen, das des Weiteren keine deskriptiven Superlative mehr benötigt, um seine zwingende Wirkung zu entfalten (amusio.com)

Käuflich erwerben könnt Ihr die Platte beispielsweise über die Bandcamp-Seite.

Und live kann man Box, Marc und Mike dieses Jahr noch hier erleben (ohne Gewähr):

15.12. Paris – Le Gibus w/Sjöblom
17.12. Freiburg – Slow Club w/Selofan

PVG: Alcest , eine französische Band, die man zuvor eher mit den Begriffen „Black Metal“ oder „Post-Metal“ bedachte,...






















PVG: Alcest, eine französische Band, die man zuvor eher mit den Begriffen „Black Metal“ oder „Post-Metal“ bedachte, konnte 2014 mit „Shelter“ dein Album des Jahres abliefern. Wie konnte es dazu kommen?

Oliver: Wenn man sich das Album anhört (und ich tue das immer noch regelmäßig), kommt einem der Begriff ‚Metal‘ nicht wirklich in den Sinn. Eher Post-Rock trifft Dreampop und Shoegaze. Und hättest Du bei Deiner Vorstellung damals nicht mit Namen wie Slowdive, Ride oder Sigur Rós um Dich geworfen, hätte ich diese tolle Platte wahrscheinlich nie kennengelernt. Oft erinnert mich das, was Alcest auf dieser Platte machen auch an Blind Mr. Jones, einer sehr unterschätzten englischen Shoegaze-Band der frühen 90er-Jahre. Nur ohne Flöte.

PVG: Nun ist mit „Kodama“ der Nachfolger erschienen, der Alcest auch immer höher in die Charts führt (Platz 15 in Deutschland) – können die Franzosen ihren Titel bei dir verteidigen?

Oliver: Alles was ich vor dieser Fragestunde von ‚Kodoma‘ gehört habe, war eine Vorab-Single in Form eines youtube-Videos. Vermutlich war es ‚Oiseaux de Proie‘, allerdings lief es sicherlich nicht länger als 3 Minuten und 18 Sekunden. Platz 15 in Deutschland? Echt jetzt?

PVG: Apropos Platz 15: Dort landete „Shelter“ 2014 mit einem Punkteschnitt von 7,700 bei unserer Endauswertung. Gibst du einen Tipp für die Platzierung und den Punktedurchschnitt von „Kodama“ ab?

Oliver: Ja, gebe ich: Nicht so hoch. Wobei das musikalisch glaube ich (nach 1x Hören) gar nicht sooo schlecht ist. Wenn nur das Gebrülle nicht wäre…

PVG: Wird es von dir Bonus-Punkte für die aussterbende Art des Konzeptalbums, inspiriert von Hayao Miyazakis „Princess Mononoke“, geben?

Oliver: Ich bin gar nicht sicher, ob das so eine aussterbende Art ist. Angelika Express haben zum Beispiel am 11.11. ein Konzeptalbum zum Thema ‚Alkohol‘ namens ‚Alkohol‘ veröffentlicht. Prost und Alaaf!

PVG: Alcest sagen, „Kodama“ sei eine Rückkehr zu ihrem früheren Blackgaze Style. Was ist das denn? Gehört dazu dieses schreckliche Gebrülle bei „Eclosion“ und zwei französischen Titeln?

Oliver: Ohne Wikipedia wäre ich da auch ziemlich verloren. Ich zitiere: „Blackgaze ist ein Subgenre des Metal mit deutlichen Einflüssen aus Post-Rock und Shoegazing.“ Lustig finde ich auch diesen Abschnitt: „Markus „Herbst“ Siegenhort, Gründungsmitglied der zeitweiligen Blackgaze-Bands Líam und Lantlôs, beschreibt den Stil hingegen kritisch als „langweiliges“ und „stagniertes“ Genre mit einer simplen Struktur: „Es sind immer 12-Minuten-Tracks, die fünf Minuten Intro haben und dann kommt ein bisschen Post Rock mit Blastbeats und Geschrei drunter.“ Also ja: Schreckliches Gebrülle scheint dazu zu gehören. Bitte frag mich nicht, was „Blastbeats“ sind.

PVG: Das Album hat nur 6 (in der Deluxe Version 7) Songs, welche würdest du empfehlen?

Oliver: Die normale. Bringt einem vermutlich 6 Minuten mehr Lebenszeit!

PVG: Von „Shelter“ gab es jede Menge unterschiedliche Vinyl-Versionen. Wie sieht das bei „Kodama“ aus?

Oliver: Bei discogs sind derzeit neun verschiedene Formate gelistet. Bei der einen oder anderen Version wird es vermutlich noch Zusammenlegungen geben, aber unterm Strich gibt es wieder: Jede Menge.




Nehmen Sie sich Zeit, den Schuber aus dem Digipac heraus zu fummeln und betrachten Sie in Ruhe die magisch-verstörenden Zeichnungen, die an japanische Manga-Kunst angelehnt sind. Im Hintergrund wirkt der Titelsong “Kodama” möglicherweise zunächst belanglos und austauschbar. Schnell verdichtet sich der Track mit verzerrten Gitarren und ruhiger Rhythmik aber zu einer komplexen Klangwand, in der Neiges warmer Klargesang sich nicht als formgebendes Element abhebt, sondern wie ein weiteres Instrument die Atmosphäre stützt. Ein wenig überrascht, fühle ich mich von den ruhigeren Parts an TOOL erinnert und das Zeitgefühl geht verloren. Der folgende Titel “Eclosion” bringt es fertig, gleichzeitig vergnügt und todtraurig zu klingen und befördert durch seelenzerfetzendes Gekeife ALCESTs Black Metal-Wurzeln an die Oberfläche. “Je Suis D’Ailleurs” erzählt wahrlich vom Woanders-Sein, wenn treibend-melancholische Gitarren sich über fernes Rufen aus der Kehle von Sänger Neige legen und ruhige Parts an Sonnenuntergänge in der Einsamkeit denken lassen. “Untouched” beginnt mit zarter Gitarre und indianisch wirkendem Klargesang. Melodiös-melancholisch schraubt sich der vierte Titel ins Herz und hinterlässt ein Gefühl von Vertrautheit, ehe “Oiseaux De Proie” an DREDG und TOOL erinnert, bevor es sich in grungige Untiefen stürzt und schließlich jeden Vergleich hinter sich lässt. Der letzte Titel “Onyx” breitet einen mystisch-elektronischen Trauerteppich aus und scheint in der Muskulatur zu beben, ehe Stille die knapp 45-minütige Tour de Force beendet, die ALCEST uns mit ihrem fünften Studioalbum bereiten.
(Metal)


10. Elephant Stone - Ship Of Fools (25.11.) 9. Highs - Dazzle Camouflage (180g) (02.12.) ...

























10. Elephant Stone - Ship Of Fools (25.11.)
















9. Highs - Dazzle Camouflage (180g) (02.12.)
















8. The Colorist & Emiliana Torrini - The Colorist & Emiliana Torrini (09.12.)
















7. The Telescopes - The Telescopes (25.11.)
















6. Peter Gabriel - Us (2LPs) (02.12.)















5. Tori Amos - Boys For Pele (2LPs, remastered) (18.11.)















4. Allo Darlin’ - Allo Darlin’ (25.11.)















3. Radiohead - A Moon Shaped Pool (Deluxe Edition Box Set, 2 LPs, 2 CDs) (25.11.)
















2. Leonard Cohen - You Want It Darker (180g) (09.12.)
















1. Einstürzende Neubauten - Greatest Hits (Special Edition) (25.11.)












Dieses Album habe ich in den letzten fünf Monaten immer wieder "angefasst". Bereits beim zweiten Durchlau...






















Dieses Album habe ich in den letzten fünf Monaten immer wieder "angefasst". Bereits beim zweiten Durchlauf hatte ich "Eat Shiitake mushrooms" in die Liste der potentiellen Jahreshits aufgenommen. Doch es brauchte noch einige Anläufe und Monate, bis ich "I, gemini" fassen konnte.

Ich stelle hier nicht häufig Musik von Teenagern vor. Mir war nicht bewusst, dass Jenny Hollingworth und Rosa Walton noch so jung sind. Deren Debüt "I, gemini" ließ mich auch nicht auf diese Idee kommen. Eher hätte ich einer reife Band mit reichlich Erfahrung mit psychotropen Substanzen hinter Let's Eat Grandma vermutet.

Die jungen Damen aus Norwich haben eines der Debüts des Jahres gezaubert. Poppig, anspruchsvoll, verschroben, psychedelisch mit Lo-Fi Charme und an jeder Stelle überraschend. Woher nehmen die beiden das alles?

"Eat Shiitake mushrooms", "Sax in the city", "Rapunzel" und "Welcome to the treehouse" sind die Titel, die mich auf die Weiterentwicklung der Band mehr als neugierig machen. Daneben gibt es leider auch mit mindestens einen Langweiler, doch der kündigt sich zumindest schon im Titel als solcher an: "Sleep song".

Plattentests.de:
Ihr Sound pendelt zwischen psychedelischem Folk und zartgliedrigem Gothic-Pop, der zwar ohne Kajal auskommt, aber trotzdem leichten Grusel verbreitet. [...] Im Hier und Jetzt veröffentlichen die beiden Damen mit "I, Gemini" ein Album, das von vorne bis hinten voller Ideen steckt. Eine Songsammlung, die förmlich aus allen Nähten zu platzen droht.

"Eat Shiitake mushrooms":


"Sax in the city":


Teenager können sogar Klatschspiele bei Jools Holland aufführen, inkl. "Deep six textbook":

Ich finde bei einem Gewinnspiel zum Thema Musik wäre "Welche ist die nach U2 im irischen Radio meistgespielte B...






















Ich finde bei einem Gewinnspiel zum Thema Musik wäre "Welche ist die nach U2 im irischen Radio meistgespielte Band?" eine spannende Frage. An dieser Stelle stellt sie keine Herausforderung dar, denn sie ist bereits mit dem Titel dieser Vorstellung beantwortet. In der Heimat ist Bell X1 also recht populär. Sie ging aus Juniper hervor, den Mitstreiter aus dieser Zeit kennt man auf dem europäischen Festland vielleicht eher: Damien Rice.

Bell X1 hat in der Vergangenheit acht gefällige Platten mit einigen Songperlen und dezentem Indie-Touch veröffentlicht, so auch "Chop chop" im Jahr 2013. Nun folgt das neunte Album. Es ist gefällig und liefert die Songperlen "Bring me a fire king", "The upswing", "I go where you go" und "Out of love". Nett. Nicht mehr und nicht weniger.

Allmusic kann dem Album mehr abgewinnen:
Bell X1 hang onto a thoughtful complexity here that marks all of their work to date despite shifts in sound, but there's a hopeful, reassuring thread to the album that sweetens the tone. On the whole comforting without seeming eager-to-please or, worse, becoming dull, Arms feels like a refresher of sorts, both for the band and for listeners.

"The upswing":

Angel Olsen   muss ich umsortieren. Bislang hatte ich sie in die Folk-Ecke gestellt. Mit ihrem dritten Album "...























Angel Olsen
 muss ich umsortieren. Bislang hatte ich sie in die Folk-Ecke gestellt. Mit ihrem dritten Album "My woman" setzt die Amerikanerin ein starkes Zeichen und qualifiziert sich für für höhere Weihen.

Die Platte simuliert die A- und B-Seite einer LP. In der ersten Hälfte finden sich die flotteren Titel, danach wird es etwas ruhiger, melancholischer und verträumter. Besonders beeindruckt bin ich von den Indierock-Passagen und den beiden Songs mit Spielzeiten über sieben Minuten, die trotzdem nicht langweilig werden. 

"My woman" erschien bereits im September. Die überwiegend positiven Kritiken zur Veröffentlichung (87/100 bei Metacritic) hallen noch nach. Es würde mich nicht wundern, wenn das Album in einigen Bestenlisten am Jahresende auftauchen würde. 

"Give it up", "Not gonna kill you", "Sister" und "Woman" sind die besonders tollen Titel auf "My woman". Damit stammen jeweils zwei von jeder "Seite" des Albums.
Es ist schon ein ordentliches Stück Weg, das die Amerikanerin bis zu MY WOMAN hingelegt hat: von Bonnie „Prince“ Billys Background-Chanteuse und den weitgehend zur akustischen Gitarre vorgetragenen Liedern auf dem Longplay-Debüt HALF WAY HOME von 2012 bis zu einer Idee von Indie-Rock, die sie mit ihrer Stimme kräftig ausmalt. Balladen mit leichtem Gitarren-Twang gibt’s auch auf diesem Album, aber Olsen singt sie für ein großes Spektakel („Heart Shaped Face“), sie hat den lasziven Unterton, den Lana Del Rey schon wieder seit Längerem sucht.
Pitchfork.com:
Angel Olsen's latest is her best record yet, a bracing mix of sounds and styles congealing around songs of pain, sadness, and hope.

Das Video zu "Sister":


"Shut up kiss me":


Am 26.05.2017 wird Angel Olsen in Berlin auftreten.

Sein Vater ist Klavierlehrer, er selbst studierte Musik am Liverpool Institute for Performing Arts und war mit seine...






















Sein Vater ist Klavierlehrer, er selbst studierte Musik am Liverpool Institute for Performing Arts und war mit seinen Kumpels Ólafur Arnalds und Nils Frahm auf Tournee. Die Richtung, in die das hier gehen könnte, ist jetzt schon klar, oder?

Douglas Dare veröffentlichte 2014 sein Debütalbum „Whelm“ über Erased Tapes und lässt nun den in Zusammenarbeit mit Fabian Prynn (Produzent, Drummer, Multiinstrumentalist) entstandenen Nachfolger folgen. „Aforger“ darf im Rahmen der Aufarbeitung der übersehenen und vergessenen Alben des Jahres 2016 auf keinen Fall fehlen. 

Als „A forger“, also Fälscher, muss sich Douglas Dare aber nicht titulieren lassen, schließlich ahmt er hier weder die Musik von Arnalds und Frahm nach, noch kopiert er stilistisch sein Debüt, sondern beschreitet neue Wege:

Grazil arpeggierende Gitarren und rumpelnde Drums fügen sich da mit Dares subtilem Spiel am Piano zu etwas zusammen, das man ohne Scheu als perfekten Song bezeichnen darf. Was folgt, ist ein Album, das ungleich variabler, zerfranster in den Melodiebögen, voluminöser im Sound, dunkler im Klangbild ertönt als WHELM. Man hört Post-Dubsteppiges („Greenhouse“), pechschwarz dräuende Balladen („Oh Father“), gewaltigen Piano-Pomp („New York“), nervös mäandernde Synthie-Exzesse zu zischelnden Hi-Hats („Binary“) und ein Bläserensemble, das sich auch sehr gut auf einer Trauerfeier machen würde („Stranger“). Keine Frage, die Mission schwieriges zweites Album ist Douglas Dare bestens geglückt.
(musikexpress)




Die Bandbreite ist dabei groß. In „New York“ lässt er beispielsweise leicht soulige Elemente einfließen, ergänzt um zerfranste elektronische Einspielungen, dunklen, schwermütigen Gesang und wunderbaren orchestral angehauchten Pomp. Einer der Höhepunkte des Werks ist sicherlich auch der Vorabtrack „Oh Father“, bei dem Douglas Dare zu schweren Pianoklängen und leichten Synthies wehklagt. Schwere Geschütze fährt der Musiker bei „Binary“ auf. Ein Stück mit Einflüssen aus dem Dubstep mit wohl platzierten Dissonanzen und knackigen Beats, das in der Mitte plötzlich einen Bruch erfährt und in einer gefühlvollen Pianoballade endet. Auch am Ende hat der Londoner mit „Rex“ einen von vielen Glanzpunkten platziert. Aus der Düsternis der schweren Beats und knarzenden Elektronik strahlen Klavierklänge tritt die helle Stimme von Douglas Dare hervor, der über sieben Minuten über Verlust und Verrat singt und ein Album beendet, das sicherlich als nächster großer Meilenstein auf dem Weg des Musikers bezeichnet werden darf.
(White Tapes)




Ich bin ein großer Freund von Listen. Aber würde mir Sarah Assbring eine solche zum Thema „Bands und Interpreten, di...






















Ich bin ein großer Freund von Listen. Aber würde mir Sarah Assbring eine solche zum Thema „Bands und Interpreten, die ich in den letzten drei Jahren am häufigsten gehört habe“ schreiben, dann wüsste ich diese vermutlich nicht zu schätzen. Und zwar aus Unwissenheit, denn die Schwedin erkundeten nach eigener Aussage in diesem Zeitraum ausschließlich chinesische, japanische, thailändische und indische Musik. 

Dies ist auch auf dem sechsten Album, der sozialkritischen Ethno-Dance-Pop-Platte "KoKoro", ihres Projekts El Perro Del Mar zu hören:

Die japanische Shakuhachi-Flöte, arabische Streichinstrumente, die zitherähnliche, aus der amerikanischen Folklore bekannte Dulcimer sowie äthiopische Trommeln – auf "KoKoro" gibt es eine Menge zu hören.
(Plattentests

Die Einflüsse kommen aus der ganzen Welt, aus der afrikanischen („Clean Your Window“, „Hard Soft Hard“), asiatischen („Ging Ging“, „Ding Sum“) oder indischen („Kouign-Amman“) Harmoniewelt, und immer klingt sie dabei ganzheitlich, niemals aufgesetzt.
(CulturMag)




Und doch gelingt es der Schwedin, all das in ein ebenso organisches wie detailverliebtes Gesamtgefüge einzuspeisen, das im Melodie- und Harmonie-Verständnis ganz und gar großer, mal ätherisch auf Streicherwolken schwebender, mal soulful, bittersüß und geschmeidig voranstrebender Pop ist. Eines ihrer Hauptziele sei es gewesen, sich vom „common Western sound today“ zu distanzieren, Einflüsse und Referenzen einzubringen, die sich „frisch“ anfühlten, sagt Assbring.
(Musikexpress)


Überhaupt stellt „KoKoro“ ein einzigartiges Kaleidoskop ethnischer und kultureller Einflüsse dar. Sarah Assbring ließ sich vor den Aufnahmen von Musik aus den unterschiedlichsten Winkeln der Welt inspirieren. Die Referenzen reichen von Kambodscha über Pakistan zu China, Äthiopien, Indien und Südkorea. „KoKoro“ vermengt all diese Versatzstücke mit dem gewohnt eleganten Elektro-Pop früherer El Perro Del Mar Alben. Was entsteht, ist Weltmusik aus der Perspektive Skandinaviens.
(uni cross)





„Der Sound der kühlen Post-Punk-Russen wird wieder rauer“ , schreibt der Musikexpress in seiner Kritik zu „Dialogue...






















„Der Sound der kühlen Post-Punk-Russen wird wieder rauer“, schreibt der Musikexpress in seiner Kritik zu „Dialogues“, dem vierten Album von Motorama.

Offensichtlich lag dem Rezensenten eine andere Platte vor als mir, denn weniger Postpunk und mehr poppiger New Wave war beim russischen Quartett bisher nicht zu hören. Entspannte, monotone Rhythmen, Vladislav Parshins nuancenarmer bis schiefer Gesang und softe Keyboard-Klänge dominieren die Songs, die schneller vorbei sind, als dass man Dnipropetrowsk sagen kann. Das ist zwar 6,5 Stunden Autofahrt von Rostow am Don, der Heimatstadt von Motorama entfernt, ändert aber nichts daran, dass man auf dieser Fahrt „Dialogues“ dreizehn Mal hören kann. Wenn man denn möchte.




So geht selbst das schlaflos-paranoide "I see you" nicht in der tiefschwarzen Nacht unter, sondern hält sich mit zahlreichen Synthie-Lichtblicken spielerisch auf den Beinen. Auch der Opener "Hard times" tänzelt im Kerzenschein verliebte Schattenfiguren an die Wand und überzeugt mit völlig unkitschigem Achtzigerjahre-Pop-Appeal auf ganzer Linie.
Dennoch lassen Parshin und Co. auch all jene nicht im Stich, die in Motorama eine Art Ventil für das eigene deprimierte Gemüt sehen: Das gleichzeitig verhuschte wie eindringliche "Someone is missed" begibt sich mit hektischem Schlagzeugspiel auf eine unheilvolle Achterbahnfahrt mit stellenweise verbundenen Augen. Der tiefe New Wave von "Reflection" schreckt vorm eigenen Spiegelbild zurück und steht dann ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand, und "Loneliness" herzschmerzt sich mit schier endlos scheinenden Instrumental-Pausen durch die irgendwie ja doch auch zelebrierte Einsamkeit. Aber das Licht ist nah: Das beschwingte "By your side" wird am Schluss zur tröstenden Gruppentherapie und führt an der Hand aus dem gerade aufkeimenden Trübsal heraus.
(Plattentests)




Schwebende Wave-Hymnen wie »Tell Me« stehen neben Düster-Pop wie »Sign«. Insgesamt ist die Musik der Russen nicht auf Fortschritt angelegt, sondern auf Verfeinerung. Diese wird sichtbar durch den vermehrten Einsatz von Akustikgitarren und einer bewussteren Hinwendung zum Pop. Eines ist aber geblieben: »Dialogues« ist genauso gut wie seine Vorgänger, was bei aller Freude fast schon wieder beängstigend ist.
(intro)





So mag ich Pop-Musik.  Man & The Echo  aus Englands Nordwesten veröffentlichen mit ihrem gleichnamigen Debüt ei...






















So mag ich Pop-Musik. Man & The Echo aus Englands Nordwesten veröffentlichen mit ihrem gleichnamigen Debüt ein abwechlungs- und einfallsreiches Album. Frontman Gaz Roberts nennt Glam, Soul und New Wave Indie als vorrangige Einflüsse der Band. Diese kann man auch heraushören. Außerdem Disco, Rock 'n' Roll, sogar etwas Prog und als Topping Crooning. Souverän sprintet das Quartett durch die Genres und Jahrzehnte, aber immer wird die Pop-Schablone darüber gelegt. Unterhaltsam aber nicht albern, poppig aber nie anbiedernd... "Man & the echo" hat Substanz, macht Spaß und zwingt zum Mitwippen oder gar Tanzen. Die Ernsthaftigkeit der Band zeigt sich in den durchaus kritischen Texten und im soliden musikalischen Handwerk. 

"Distance runner", "On holidays", "Care routine" und "The favourite band of a dead man" sind meine besonderen Empfehlungen auf dieser hörenswerten Platte.

live4ever:
Latter-day Jam, when they were soul merchants, and Arctic Monkeys are two clear touchpoints for the band. Not least because Alex Turner set free the idea that northerners can embrace their northern-ness – even more than Jarvis Cocker did. [...] Clashes between the frivolous instruments yet earnest message was once labelled as ‘Trojan music’, because aside from the prevailing wackiness, they have their grievances to trumpet. [...] They can do the seriously silly, yes — the album in parts is akin to a giant pair of jazz hands — but equally they can do the seriously pretty.

Das Video zu "Distance runner":


Und schon fast Monty Python-würdig  "Operation Margarine":

Die Lightman-Zwillinge Sari und Romi begegneten mir erstmals als Background-Sängerinnen bei Austra. Austras neues A...






















Die Lightman-Zwillinge Sari und Romi begegneten mir erstmals als Background-Sängerinnen bei Austra. Austras neues Album ist bereits angekündigt. Ohne Austras Katie Stelmanis veröffentlichten die Lightmans schon 2008 als Tasseomancy ihre erste EP. Mit "Do easy" erscheint nun ihr drittes Album. Erneut werden sie darauf durch Johnny Spence (Keyboard) und Evan Cartwright (Percussion) verstärkt. 

Es beginnt mit "Dead Can Dance & Neil Young" noch recht spannend. Danach wird es über weite Strecken sehr verträumt und ereignisarm. Dieses Vakuum können die Zwillinge mit ihren Stimmen nicht füllen. Da freut man sich sogar über Brodi West am Alt Saxofon und Ryan Driver mit der Flöte.

Inspiriert wurde Tasseomancy zu diesem Werk von William S. Burroughs bzw. dessen Schüler Genesis P-Orridge und Gus Van Sant. Das Motto "Doing easy" hatten diese bereits in mehreren Formen aufbereitet. Nun folgt eben noch Tasseomancys Soundtrack dazu. Die Lightmans haben das Motto sicherlich gut umgesetzt. "Claudine", "Wiolyn" und "Eli" sind gute Pop-Songs. In seiner Gesamtheit ist "Do easy" für meinen Geschmack zu sehr "Easy listening".

The line of best fit findet offensichtlich besser Zugang zu dem Album:
Do Easy invites you into its own rarefied world, a world where things are exotic, tranquil and seductively unique and makes you want to stay there.  
"Missoula":

Zunächst flüchtet man sich noch in den Gedanken, dass Grouplove vielleicht das bessere Weezer-Album abgeliefert hät...






















Zunächst flüchtet man sich noch in den Gedanken, dass Grouplove vielleicht das bessere Weezer-Album abgeliefert hätten. Doch spätestens mit dem fünften Lied, „Good Morning“, folgt ein cheesy Synth-Pop-Song, der diese Illusion schnell zerschlägt. Leider kann sich „Big Mess“, das dritte Album des Quintetts, nach diesem Tiefschlag nicht mehr recht erholen. Im folgenden lassen Grouplove Beats aus dem Drumcomputer auf Haudrauf-Rock treffen und man beginnt an der Band, die mit „Never Trust A Happy Song“ (2011) noch voll und mit „Spreading Rumours“ (2013) noch angemessen zu überzeugen wusste, zu zweifeln. Mit „Don’t Stop Making It Happen“ folgt später sogar noch ein weiterer Treffer unter der Gürtellinie, so dass man sich beim abschließenden „Hollywood“ im falschen Film wähnt und überprüft, ob sich nicht versehentlich ein Song von Starship in die Playlist eingeschlichen hat.


Offensichtlich kann man hinsichtlich „Big Mess“ sehr geteilter Meinung sein: Allmusic sieht die Platte bei 9/10, Drowned In Sound bei 3/10. Man darf gespannt sein, wohin die Plattenrichter tendieren.




The couple's vocal symmetry has always been a huge part of what makes Grouplove's sound so engaging, and their growth, both personally and creatively, is evident throughout Big Mess. It's a theme they tackle straight-away on the soaring lead-off track "Welcome to Your Life," singing, "Been wondering, I take a chance/That chance is circumstance/'Cause nothing ever comes without a change." Elsewhere, cuts like the bombastic "Do You Love Someone," "Standing in the Sun," and the pulsing, electronic dance music-infused "Good Morning," find the band staking out the improbable, and improbably likeable, middle ground between Katy Perry and the Pixies. Similarly, tracks like the yearning "Heart of Mine" and romantic "Enlighten Me" bring to mind an engaging mix of the Flaming Lips and Fun.. Which isn't to say that Grouplove don't sound like themselves here. On the contrary, they've simply reached the place where they are able to channel their influences through their own voice and their own experiences. Ultimately, by celebrating those life experiences on Big Mess, Grouplove have crafted an ecstatic, joyful album.
(allmusic)




At the very least, Big Mess deserves minor plaudits for one decent romp, 'Cannonball'. No, it's not a Breeders cover, but if the lot had any sense, they'd lob this one at every college radio station. You'd think that Zucconi would bomb at rap - and he does, but he doesn't completely embarrass himself. You'd also think that the exuberant, get-down chorus would clash with the slick electro verses - and it does, but in a pop album where everything else runs smoothly and without incident, a little clashing livens the party. On the whole, though, Grouplove have done nothing to deserve our attention. Like needy college students – really, like 90 percent of other indie pop bands – they ask us to join them in a stable, homogenous world where everything revolves around them. No, Grouplove, you can’t build your Urban Outfitters here. No, you’re not a big mess. Learn to see the world as someone else’s, and then we can talk about love.
(Drowned In Sound)




PVG: Volker, „Misplaced Childhood“ gehört zu deinen liebsten Platten. Wo liegt "F.E.A.R." in deiner persönl...






















PVG: Volker, „Misplaced Childhood“ gehört zu deinen liebsten Platten. Wo liegt "F.E.A.R." in deiner persönlichen Bestenliste von Marillion?

Volker: Ich bin ganz ehrlich, ich habe da irgendwann den Überblick verloren. Tendenziell war mir Fish aber schon der bevorzugte Sänger. Das Debüt-Album mit Hogarth ist mir wohl aus seiner Ära das Liebste. Ich denke damit würde ich F.E.A.R. irgendwo im Mittelfeld verorten.

PVG: „Clutching At Straws“ (1987) ist das letzte Marillion Album, das ich kenne. Es sollten seitdem noch 14 weitere folgen. Irgendetwas empfehlenswertes dabei?

Volker: Wie oben erwähnt, Seasons End fand ich ziemlich gut, auch besser als Clutching At Straws. Ansonsten kämen mir wohl spontan Brave und Marbles in den Sinn.

PVG: Die letzten Platten von Marillion wurden nur möglich, weil Fans sie vorfinanziert haben. Warst du in die PledgeMusic-Kampagne zu „F.E.A.R.“ involviert? Vielleicht mit der 200 Euro teuren, signierten „Ultimate Edition Presented in a Luxury Box“?

Volker: So weit geht meine eigentlich über die Jahre eh etwas erkaltete Liebe dann doch nicht.

PVG: Andere Alben und Künstler, in die du bereits im Vorfeld Geld gesteckt hast?

Volker: Lass mal überlegen, wer mir da einfällt. The Polyphonic Spree, Tristen, Ian McCulloch waren auf jeden Fall dabei.

PVG: Zurück zu „F.E.A.R.“: 5 Songs in 66 Minuten - was ist denn da schief gelaufen?

Volker: Wie magst du keine langen Songs? Dann empfehle ich doch direkt hinterher das neue Album der Neal Morse Band. Aber du hast schon Recht, für solch lange Lieder muss man sich schon sehr anstrengen, um die Spannung hoch zu halten. Ein usm andere Mal gelingt das hier, manchmal nicht. Andererseits war Misplaced Childhood ja irgendwie auch nur 1 Track (Ok auf Vinyl 2) und funktioniert auch heute noch grandios.

PVG: Am Ende des 19-minütigen „The Leavers“ gibt es ein Gitarrensolo, dass mich an Marillion denken lässt, so wie ich sie kenne. Die Stimme von Fish hat sich aber ziemlich verändert…

Volker: Mich wundert natürlich, dass du dich an Marillion überhaupt noch erinnerst in unserem hohen Alter und nach einer totalen Abkehr von solcher Musik deinerseits vor jetzt auch schon fast drei Jahrzehnten. Für mich bleibt Fish wie gesagt das Non Plus Ultra, allein weil seine Stimme einen dermaßen hohen Wiedererkennungswert hatte. Den höre ich bei Hogarth nicht.

PVG: Was, Fish ist nicht mehr bei Marillion?!?

(Schweigen)

PVG: Nun gut, „F.E.A.R“ steht für „Fuck Everyone And Run“, eine Textzeile aus „The New Kings" - gibt es gute Gründe vor dem Album nicht davon zu laufen? Schließlich lautet ein Kommentar der Band: „Es könnte sein, dass man sich bei FEAR als einen dieser Marillion-
Meilensteine erinnert, so wie Misplaced Childhood ein Meilenstein ist oder Brave. Oder auch Marbles."

Volker: Jetzt empfehle ich oben Brave und Marbles, und nun kommst du selbst damit um die Ecke. 

PVG: Das sagt doch die Band selbst.

Volker: Misplaced Childhood war für mich ein Meilenstein, auch Script For A Jesters Tear. Diesen Status werden die neuen Werke nicht erreichen. Müssen sie aber auch nicht, das tun die wenigsten Alben dieser Tage, wenn überhaupt. Mir ist nämlich erst kürzlich wieder aufgefallen, wie viel tiefer emotional verwurzelt die Musik aus den 80ern und frühen 90ern bei mir ist. Also die Zeit, zu der alles noch neu war, jede Party ein Ereignis, jede unerwiderte Liebe ein Untergang, jedes Sitzenbleiben eines Freundes der Sommerferienkiller. Also so zwischen 13-23 Jahren. So sehr mich Musik auch heute noch begeistern kann, und so sehr ich mir ältere Musik "erarbeite", diesen Level von damals erreicht sie nicht mehr. 

PVG: Und ich dachte schon, du schließt jetzt mit „F.E.A.R.“ steht für „Fucking Epic Ageless Record“.

Volker: Nein, aber das macht sie nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Man muss sich halt mal auf die Strukturen einlassen. Den Progressive Part werde ich euch dieser Tage aber wohl nicht mehr schmackhaft machen?!

PVG: Sigur Rós zählen da nicht? Hast du schon vom 23. - 27.03.2017 frei genommen?

Volker: Du kennst doch meinen Terminkalender, nie Zeit. Im Ernst, was ist da?

PVG: Dann findet in den CenterParcs Port Zélande in den Niederlanden eine Marillion Convention statt. Eine Marillion Convention! Sachen gibt es! Tagsüber Tretbootfahrten und Paintball mit Frau und Kindern, abends Marillion Konzerte, zwischendurch vielleicht Boule mit der Band.

Volker: Wenn es dann zur großen Wiedervereinigung aller Marillion-Teile kommt, wäre ich sofort da. Fish stand ja durchaus schon mal wieder bei einem Konzert kurz mit auf der Bühne. Allerdings macht das glaube ich seine Stimme nicht mehr mit. Those were the days.




Den ewigen 'Meiner ist am längsten'-Vergleich des Prog-Rock startet die Band mit dem Opener "El Dorado", der satte siebzehn Minuten ohne herausstechende Merkmale monoton voran robbt. Uninspiriert kleben sie dafür ein bisschen Pink Floyd ("The Gold") mit ihren abgenutzten Trademarks aneinander. Dabei vergessen Marillion, dem Song eine langsam aufkeimende Idee einzupflanzen, und bleiben beim drögen Stückwerk.
In dieser Welt, in der Minuten mehr als Kreativität zählen, setzen Marillion mit "The Leavers" noch einen drauf. Zwanzig Minuten, in denen Hogarth ohne neue Eingebung noch einmal "Montréal" vom Vorgänger aufkocht und dieses nur noch um die "The Remainers"-Perspektive ergänzt. Zwanzig austauschbare Minuten, deren Fragmenten es egal ist, in welchem Track sie unterkommen.
Zwischen all diesem substanzlosen Bombast wirken die auf das Wesentliche konzentrierten "White Paper" und das arg am Coldplay-Sound angelegte "Living In F.E.A.R." (Living In Fuck Everyone And Run?) regelrecht erlösend. Doch rechtzeitig zum ausufernden "The New Kings" packen sie die rechthaberische Kapitalismuskritik-Keule aus. Wie das Kind, mit dem niemand spielen mag, mahnt Hogarth mit erhobenen Zeigefinger. Gleich zu Beginn versucht er sich an einer misslungenen Thom Yorke-Imitation. Wie so oft stechen einzig Rotherys überschwängliche und viel zu kurz kommende Soli aus diesem Schwulst positiv heraus.
"F E A R" verfügt über die staubige Ausstrahlung einer Steuererklärung. Marillion schreiben ihre Musik nicht, sie verbuchen sie. Anstatt dabei moderne Technik zu nutzen, greifen sie weiterhin auf manuelle Kontenblätter zurück. So verkommen sie endgültig zu den Ellbogenflicken tragenden Buchhaltern des Prog-Rock.
(Laut)




Tatsächlich nimmt Kristin Hersh weiterhin Musik auf, auch wenn ich sie gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. „Hips ...























Tatsächlich nimmt Kristin Hersh weiterhin Musik auf, auch wenn ich sie gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. „Hips And Makers“, ihr erstes Soloalbum aus dem Jahr 1994, steht bei mir im CD-Regal, danach habe ich sie irgendwie aus den Augen verloren und eher den Weg von Tanya Donelly (früher ebenfalls Mitglied bei den Throwing Muses, dann bei The Breeders aktiv, Gründerin von Belly und anschließend solo unterwegs) verfolgt. 
Auch das selbst betitelte Comeback-Album der Throwing Muses habe ich 2003 nur am Rande wahrgenommen (vermutlich, weil ohne Donelly) und von der Existenz von „Purgatory / Paradise“ erst jetzt erfahren. Das 2013er Album war im Buchformat erschienen und 32 Songs stark.

Diesem Konzept bleibt Hersh auch auf ihrem aktuellen Werk, „Wyatt At The Coyote Palace“, treu und findet so einen Mittelweg zwischen ihren beiden Professionen als Musikerin und Autorin. Neben Fotos, Illustrationen, wahren Geschichten und Songtexten findet man gleich zwei CDs, die jeweils mit 12 Songs bestückt sind. Diese hat Kristin Hersh im Verlauf von vier Jahren komplett im Alleingang aufgenommen und so hören wir neben Gesang und Gitarre auch den pointierten Einsatz von Cello, Bläsern, Bass, Piano, selbst gebauten Instrumenten und Field Recordings. Besonders spannend sind die Lieder, bei denen Hersh ihre Stimme auf mehrere Spuren verteilt und übereinander schichtet, wie zum Beispiel bei „Hemmingway’s Tell“. Hersh lässt Walzer auf Folk-Song auf Rocker im Throwing-Muses-Sinne folgen und daher wenig Langeweile aufkommen, trotz der spärlichen Instrumentierung und der trockenen Produktion von Steve Rizzo. 

Kommen wir zu den drei Mankos: 24 Songs sind dann doch etwas zu viel des Guten, mir liegt aktuell nur die digitale Promo-Version ohne Buch vor und eine LP-Veröffentlichung wird es wohl nicht geben.

Kristin Hersh ist zurück auf meinem Radar und hier sind die Essenz einer 9/10-Punkte Kritik von Drowned In Sound und das Video zu "Soma Gone Slapstick": So it’s no small statement that this ninth release, Wyatt at the Coyote Palace, has the feeling of a masterpiece.




Songs like "Wonderland" and "Hemingway's Tell" have the propulsive drive of Throwing Muses and Hersh's other rock band, 50FOOTWAVE. Others, like the desolate "Guadalupe," turn as unexpectedly as an interrupted thought spiral. "Shaky Blue Can" contemplates dissolution within a stately waltz, while "Secret Codes" shows Hersh at her starkest and most evocative, singing words of both comfort and confrontation to a slipping soul who might be her ex-husband, herself or any of us.
The music on Wyatt At The Coyote Palace doesn't always feel finished, but that's not a fault: It's a testament to Hersh's willingness to share her creative and emotional life with her listeners. Her songs have always been both confessional and formally challenging; they expose her, but also evade us, throwing down clues and scurrying into dark thickets before revealing anything more. This mature work shows Hersh to be more in control of the process that results in her singular and ever-reconstituting body of work. "Work is a moment," she writes in the book's conclusion. "Its forever is in the sharing." Wyatt At The Coyote Palace generously shares Hersh's unfolding moments in ways that linger in the mind — new chances pulled from ashy circumstance.
(NPR)

Der erste Durchlauf von "Bamboo diner in the rain" ließ mich am Sinn weiterer Beschäftigung mit dieser Pl...






















Der erste Durchlauf von "Bamboo diner in the rain" ließ mich am Sinn weiterer Beschäftigung mit dieser Platte zweifeln. Das vorletzte Album "Great big flamingo burning moon" hatte keinen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen und den Nachfolger "A season in hull" habe ich verpasst oder ignoriert. Vielleicht sollte es mit mir und The Wave Pictures einfach nicht klappen. Doch aus irgendeinem Grund hörte ich mir "Bamboo diner in the rain" erneut an und nachdem ich die ersten Garage- und Blues Rock Vorbehalte in den Hintergrund gerückt hatte, konnte dieses geschätzt 15. Album des Trios aus Leicestershire doch noch ein Stück weit mein Interesse wecken. 

Aussagekräftige Promotexte dürfen zitiert werden, besonders wenn sie den Albumtitel erklären:
"Bamboo Diner in the Rain sees The Wave Pictures battling against the robot music apocalypse. The new album is a bluesy, boozy love letter to the guitar, filled with American Primitive instrumentals, John Lee Hooker chugs and Link Wray style minor-key surf music. As songwriter and guitarist Dave Tattersall explains; 'This album is set in the Bamboo Diner of my dreams, with rain beating on the windows and a jukebox stocked with blues.' "
"Bamboo diner in the rain" erscheint mir etwas weniger roh und verschroben als "Great big flamingo burning moon" aber trotzdem frech genug, um fernab des Mainstreams zu punkten. Eigentlich sind The Wave Pictures eine typische englische "The"-Band... würde sie nicht so verdammt souverän den Blues auf der aktuellen Platte zelebrieren. Ich erkenne Parallelen zu den Arctic Monkeys. 

"Panama hat", "Now I want to hoover my brain clean", "H.D. Rider", "Newcastle rain" und "The running man" sind meine Favoriten für einen Abend im "Bamboo diner in the rain". 

Das Video zum starken Abschlusstitel des Albums:



Und das zu "Pool hall":


The Wave Pictures live:
  • 04.12. Hamburg
  • 05.12. Berlin
  • 08.12. Darmstadt
  • 09.12. Freiburg
  • 10.12. Wetzlar
  • 11.12. Köln
  • 12.12. Dresden
  • 13.12. München
  • 16.12. Esslingen

Ein schönes Beispiel dafür, dass der Wechsel von einem Indie- (Sub Pop) zu einem Majorlabel (Warner) auch Einflüsse ...






















Ein schönes Beispiel dafür, dass der Wechsel von einem Indie- (Sub Pop) zu einem Majorlabel (Warner) auch Einflüsse auf den Sound einer Band haben kann, und es sind keine positiven gemeint, liefern aktuell The Head And The Heart

Nach „The Head And The Heart“ (2011) und „Let’s Be Still“ (2013) lässt das Folk-Sextett aus Seattle nun sein drittes Album folgen, bei dem man plötzlich zu Adjektiven wie „glatt“, „gefällig“, „weichgespült“, „nett“ und „austauschbar“ greifen muss. Schade. 

Aber zumindest in den US-Charts geht es weiter nach oben mit The Head And The Heart: Platz 5 für „Signs Of Light“. Fans von The Lumineers, Mumford & Sons und Fleetwood Mac dürften hier zugegriffen haben, ich höre lieber noch einmal das Debütalbum.


Vorbei ist es mit den ruhigen Folknummern. Nur „Library Magic“ erinnert daran, was das Debüt von The Head And The Heart so besonders gemacht hat: reduzierte akustische Instrumentierung und der Zwiegesang von Josiah Johnson und Charity Rose Thielen. „There will always be better days“, verspricht der Refrain, aber man wartet vergeblich. Der neue Radiopop ist zwar zugegebenermaßen durchaus eingängig. Und es ist auch mal ganz interessant, wenn „Dreamer“ mit Streichern zum Schwof auf die Tanzfläche einlädt. Aber hier liegt nun das Problem: Wo das Debütalbum noch etwas Besonderes war, ist „Signs Of Light“ nun leider nur noch ein Album unter vielen, die Folk und Pop zu beinahe austauschbaren Radioliedern vermischen.
(éclat)




Es ergibt sich ein Oszillieren zwischen tollen Momenten und konservenmäßiger Abgedroschenheit. Während ‚City of Angels‚ trotz einer gewissen Frische beim zweiten Mal hören schon langweilig ist, bleiben Folk Hymnen wie ‚Library Magic‚ im Ohr und bereiten ein angenehmes, heimeliges Gefühl. Vielleicht sind sie also doch neuen Vorgaben gefolgt. Denn die wenigen ruhigeren Folk Songs funktionieren einfach besser. ‚Oh My Dear‚ mit bestechender Stimme und schimmernder E-Gitarre und der Titelsong ‚Signs of Light‚ zum Beispiel sind authentisch und spannend, mit insgesamt ein bisschen weniger von Allem. Es wäre jedoch nicht gerechtfertigt den anderen Songs ihre Berechtigung abzusprechen. ‚Rhythm & Blues‚ oder ‚Take A Walk‚ sind beide rund aber trotzdem einfach nicht aufregend. Es ist dann doch eher das, was man sowieso schon kennt.
So ist es schade, dass die Band bei ihrem dritten Album sichtlich viel Arbeit reingesteckt hat und letztlich doch nur etwas Durchschnittliches entstanden ist. An viele Stellen reicht es ja und für Chartplatzierungen und Radio sicherlich, was natürlich freut. Doch ihr Charme und das Feeling des Folks von den ersten beiden Alben ist dabei auf der Strecke geblieben und dient hier nur noch als blasse Schablone, die ab und zu den Rahmen zusammenhält.
(Bedroomdisco)


The Head And The Heart in Deutschland:

18.01.17 Hamburg
19.01.17 Köln
20.01.17 Frankfurt
22.01.17 Berlin
23.01.17 München


Diese Woche gastieren Jimmy Eat World für drei Konzerte in Deutschland (15.11.16 in Hamburg, 16.11.16 in Münster u...























Diese Woche gastieren Jimmy Eat World für drei Konzerte in Deutschland (15.11.16 in Hamburg, 16.11.16 in Münster und am 17.11.16 in Wiesbaden), also wird es dringend Zeit auf das neunte Album der Band hinzuweisen.

Jimmy Eat World bleiben ihrem seit Jahren ritualisierten Zeitplan treu und veröffentlichten vor ein paar Wochen „Integrity Blues“, drei Jahre nach „Damage“, welches drei Jahre nach „Invented“ erschienen war, das... 

Die Plattenkritiken loben das Album und stellen es als beste Veröffentlichung der Band seit 10 Jahren dar, ohne natürlich an „Clarity“ (1999) oder „Bleed American“ (2001) heran reichen zu können. Einerseits werden die Experimente mit Elektro- und Synthie-Sounds („Pass The Baby“), denen bewusst härtere Gitarren-Riffs entgegen gesetzt werden („Get Right“, „Through“), sowie eine Reihe von extrem eingängigen Songs („Sure And Certain“, „Pol Roger“) gelobt, andererseits wird häufig betont, dass nicht alle Songs das hohe Niveau halten können. Vielleicht sollten Jimmy Eat World einmal ihren Drei-Jahres-Plan überdenken...




Die passend betitelte Standortbestimmung "You with me" begrüßt zum Auftakt mit schöner Melodie, bewahrt Seele und baut Tiefgang auf, der ein wenig an "Futures"-Zeiten erinnert – und Vertrautheit zu einer rein positiven Erscheinung macht, mit der auch das feinfühlige "It matters" punkten kann. Tatsächlich ertappt man sich spätestens beim zweiten Durchgang dabei, "Sure and certain" mit all seiner Catchyness den Ohrwurmstatus vollends zu gönnen, und mit den rauen, dunklen Gitarren, die Produzent Justin Meldal-Johnsen (M83, Paramore) dem Popsong gekonnt in den Nacken mischt, schwinden die Schatten der letzten Jahre. Neues Selbstbewusstsein versprüht auch das nachdenkliche "Pretty grids", dem die Zurückhaltung erstaunlich gut steht.
Offensiv versuchen Jimmy Eat World, die Lockerheit früherer Tage am Hemdzipfel zu greifen. "Through" hat dabei zwar nicht die Klasse eines "If you don't, don't", bestätigt allerdings die Hoffnung, dass die Truppe nach wie vor zu besseren Collegerock-Nummern in der Lage ist als zuletzt. Und während sie mit dem feinen "You are free" ihr Talent zu melancholischen Popsongs spielend untermauert, schleicht sich mit "Pass the baby" ein echtes Experiment ein, das in kühler Electroncia- und Synthie-Atmosphäre startet und mit einem ungewohnt wilden Riff-Finale auskehrt. Und beim leicht verstörenden, von Streichern getragenen und gebetsartig dargebotenen Titelstück schwingt eine romantische Traurigkeit mit.
(Plattentests)




Nun legen Jimmy Eat World mit „Integrity Blues“ ein neues Album vor. Und auch hier überwiegt der Zwiespalt. Die Band um Sänger Jim Adkins ist auf jeden Fall wieder in der Spur. Songs wie „Sure And Certain“ oder „Pol Roger“ erinnern an die Hochzeiten der Band. Verlernt haben sie also nichts. Dazu kommt mit „Through“ ein formidabler Hit, der für mich den besten Jimmy Eat World-Song seit mehr als zehn Jahren darstellt. Endlich wieder eine richtig coole Hymne.
Allerdings sind ein knappes Drittel der Songs auch recht gesichtslose Indie-Rock-Songs, die nicht zu überzeugen wissen. Das ist deshalb etwas ärgerlich, weil der Rest des Albums zeigt, dass die Jungs es doch eigentlich immer noch drauf haben.
(Crazewire)




»Integrity Blues« hat einen selbstbewussten Sound, der nicht stur am Stil der frühen Erfolge festklebt, sondern sich weiterentwickelt hat. Ganz besonders hört man das bei »Pass The Baby«, das mit minimalistischer Instrumentierung und Electro-Sounds eine Stimmung aufbaut und sie im Finale mit Schrammel-Gitarren genüsslich zu Klump haut. »Through« zeigt, wie ein Coming-Of-Age-Song von 40-jährigen klingen kann, ohne anbiedernd zu sein, und »Pol Rogers« hat die aufs Gramm passende Dosis Pathos, die man vom Finale einer Jimmy-Eat-World-Platte erwartet.
(intro)