Island, zum Zweiten Natürlich liegt es nur am Wörtchen „Sommer“ im Albumtitel, dass sich die Erwähnung des dritten Alb...

Sóley - Endless Summer


















Island, zum Zweiten

Natürlich liegt es nur am Wörtchen „Sommer“ im Albumtitel, dass sich die Erwähnung des dritten Albums von Sóley hier etwas in die Länge gezogen hat, aber „endlos“ mussten die Plattenrichter ja nicht warten. 

Nach der Geburt ihrer ersten Tochter begann Sóley Stefánsdóttir mit einer veganen Lebensweise, sie malte ihr Studio in bunten Farben an, stellte einen Flügel hinein und ließ bei den gemeinsamen Aufnahmen mit Albert Finnbogason die düsteren und tristen Klänge von „Ask The Deep“ hinter sich. Veränderung war also angesagt. So sommerlich und eingängig wie die Platte der gestern vorgestellten Hafdis Huld sind die acht neuen, vom Piano dominierten und mit Klarinette, Posaune und Cello verfeinerten Dreampop-Songs von Sóley nicht geraten, da sie weiterhin recht versponnen und verschachtelt sind. Im Radio werden die Lieder aus „Endless Summer“ also vermutlich nicht erklingen, eher in Haushalten, die auch ein offenes Ohr für Agnes Obel, Dillon oder Joanna Newsom haben.




Endless Summer ist kein Klimper-klimper-Album, es ist ein Klimpr-klimpr-Album voll von Liebe wie sie wirklich ist: ein großer Haufen chromatischer Zwischentöne, isländischer Unterkühltheit und musikalischer Brechungen statt Dur-geschwängerter Weltumarmungskacke. Während Seabear-Kollege Sin Fang auf seinem aktuellen Soloalbum Spaceland endgültig Richtung Sexmusik abgebogen ist, setzt Sóley weiter alles daran, sich andere Menschen vom Leib zu halten. Endless Summer mag nicht ganz so hoffnungslos sein wie sein Vorgänger Ask The Deep, es ist aber ähnlich gottlos. Die Stücke müssen nur nicht mehr „Devil“, „Lost Ship“ oder „Halloween“ heißen, damit die Pferdefüße dieser Welt checken, dass sie gemeint sind, wenn Sóley mit zittrigen Fingern das Piano penetriert und fragt: „Can’t you see my love for you now?“ Auch wenn die Auswirkungen krokusfarbener Studioatmo in harten Fakten messbar sind (Anzahl des Wortes „down“ auf der letzten Platte: 15. Anzahl des Wortes „down“ auf dieser Platte: 0), klingen Zeilen wie „One day you’ll see me smile“ aus Sóley Stefánsdóttirs Mund längst nicht nach Versprechen, sondern wie eine Drohung, die sie hoffentlich niemals einlösen wird.(Spex)





3 Kommentare:

  1. Mehr Herbst, denn Sommer, trotzdem wieder ein athmosphärisch dichtes Album: 7,5 Punkte

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  2. Für mich eines der Lieblingsalbem des Jahres - definitiv 9 Punkte

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