Die Insel Neuseeland hat nicht viel mehr Einwohner als zum Beispiel Sachsen oder Rheinland-Pfalz, dennoch tauchen Musik...

Aldous Harding - Party



















Die Insel Neuseeland hat nicht viel mehr Einwohner als zum Beispiel Sachsen oder Rheinland-Pfalz, dennoch tauchen Musiker aus diesem Land (nicht nur im Vergleich zu diesen beiden Bundesländern) recht häufig bei Platten vor Gericht auf: 2017 wurden bereits Alben von The Naked And Famous, The Bats, Fazerdaze, Lorde, Kane Strang und Neil Finn hier vorgestellt. Was Sachsen und Rheinland-Pfalz wohl dazu zu sagen haben?

Bisher nicht erwähnt haben wir, und das gilt es dringend nachzuholen, Aldous Harding aus Lyttleton, die 2014 über Flying Nun Records ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichte und kürzlich via 4AD „Party“ folgen ließ. Der Albumtitel ist dabei nicht als Programm zu verstehen. 

Gemeinsam mit ihrem Produzenten John Parish nahm sie düsteren Folk zu karger Instrumentierung auf und erinnert dabei an die auch nicht aus Sachsen oder Rheinland-Pfalz stammende Nico. Fällt der Name Parish, ist die Nennung von PJ Harvey nicht weit entfernt. In diesem Fall möchte man am ehesten Vergleiche zu deren „White Chalk“ ziehen. 

Mit 9 Songs ist das in Bristol aufgenommene Album ähnlich spärlich ausgefallen wie die Arrangements. Die Lieder kratzen an Gothic-Folk, Jazz oder Kammerpop und brachten Harding, die eigentlich Hannah mit Vornamen heißt, hohe Bewertungen bei Metacritic ein: aktuell steht „Party“ bei 83/100 Punkten. Das durfte hier nicht verschwiegen werden - da dürften sogar Sachsen und Rheinland-Pfalz zustimmen.




Dass die Sängerin als Straßenmusikerin begann, das kann man den Songs noch anhören, sie sind spärlich instrumentiert, oft nur mit einer schön gezwirbelten akustischen Gitarre. Hardings Stimme schmiegt sich an die Akkorde, tritt aber genau so aus dem Wohlklang, als wolle sie noch ganz woanders hin, plötzlich von Bläsern getragen, die Stuart Staples auf einem Tindersticks-Album hat liegen lassen („Party“).Es gibt Momente, da klingt diese Stimme, als hätte Nico in einem früheren, viel früheren Leben Jazz-Standards gesungen, sie kann auch kraftvoll hochfahren und zerbrochen in Kammermusik mit kleinen Chor-Arrangements fallen, sie bespielt ganz intensiv zwei Hymnen zum Piano („Horizon“, „Imagining My Man“). PJ-Harvey-Intimus und Produzent John Parish hat dieser wunderbaren Stimme eine Feierstunde organisiert.(musikexpress)




Sonst muss der Produzent hier ja nicht viel machen, außer Harding, zu einfacher Klavier-und-Akustik-gitarren-Begleitung, einfach singen zu lassen, wie im Slow Folk von „Living The Classics“, „I’m So Sorry“ und „The World Is Looking For You“. Dazu auch mal eine zweite Stimme organisieren, die meist ­ihre eigene ist, gedoppelt. Und gelegentlich eine kleine Rhythmusbeilage oder traurige Bläser.
Oft changiert Aldous (eigentlich Hannah) Harding sekunden­bruchteilig zwischen kühler (Selbst-)Beobachterin und ­aufgewühlter Dramaqueen. Wenn sie sich nicht ihren Mann vorstellt, schreibt sie etwa einen Song über den Vorsatz, nie wieder Gras zu rauchen, der dann „What If Birds Aren’t Singing They’re Screaming“ heißt. Zum Schreien (gut). (Rolling Stone)




Aldous Harding in Deutschland:

25.10.17 Berlin
26.10.17 Hamburg
28.10.17 Nürnberg
30.10.17 München



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