Als wir neulich bei der ersten Ausgabe des Maifeld Derby Festivals waren, spielten dort neben Diego, Hundreds, Slut und Get Well Soon auc...

Ra Ra Riot - The Orchard



















Als wir neulich bei der ersten Ausgabe des Maifeld Derby Festivals waren, spielten dort neben Diego, Hundreds, Slut und Get Well Soon auch Ra Ra Riot.
Nach "The Rhumb Line" (6,8 Punkte bei Platten vor Gericht) stellt "The Orchard" bereits das zweite Album des Sextetts aus Syracuse, New York dar. Produzierte wurde es gemeinsam von Ra Ra Riot und Andrew Maury, für den finalen Mix wurden Chris Walla von Death Cab For Cutie und für einen Song Rostam Batmanglij von Vampire Weekend angeheuert. Die Platte erschien bereits im letzten Sommer in ihrer Heimat, erreichte Platz 36 der US-Charts und soll nun auch deutsche Musikfans begeistern.
Das könnte gelingen, wenn sich Fans von R.E.M., Arcade Fire oder Hidden Cameras (so die Bandnamen der häufigsten Vergleiche) für den mit 80er-Referenzen (hier darf ich die oft genannten Parallelen zu Genesis und Fleetwood Mac nicht unterschlagen) und Synthie-Kaskaden gespickten, sowie mit Violine und Cello veredelten, flotten Indiepop von Ra Ra Riot erwärmen können.





"Boy" Video

Auch wenn bereits der Opener „The Orchard“ von einem Violinreigen eröffnet wird, den großen Pomp sparen Ra Ra Riot im Verlauf des Albums fast gänzlich aus. Im Kosmos der Band mögen orchestrale Einschläge ebenso verzeichnet sein wie mehrstimmige Gesangspassagen oder ein anziehend schöner Indiepopsound, der seine Folkwurzeln nie verleugnet; mit jeder Note des Albums aber scheint die Band mehr und mehr in ihre eigene Welt zu entschweben. Und selbst wenn Ra Ra Riot mit schrammeligen Gitarren aufwartet oder sich der unaufdringliche Gesang von Wesley Miles zu einem wohlwollend akzentuierten Harmoniegesang steigert, immer bleiben Ra Ra Riot eine bittersüße Darbietung an unaufgeregter Lässigkeit, verspielt und völlig zwanglos in Szene gesetzt.

Egal ob im schwungvollen „Boy“, mit zappelndem Bass einer der wenigen Momente, in der die Band ausnahmslos hyperaktuell klingt, oder im starken „Foolish“: die Band rudert ihre Songs immer wieder zurück, wenn sie ihnen überhaupt einmal einen Reißaus gewährt. Doch ist es gerade diese unaufgeregte Zurückhaltung, die den Pop der New Yorker zu etwas Besonderem zu machen scheint, so wünscht man sich von Song zu Song doch ein wenig mehr Mut zum Ausbruch und Überschwang. Oft fehlt es den Songs einfach an Esprit und Durchschlagskraft, ein Markenzeichen, das gerade die kongenialen Arcade Fire so hervorstechend auszeichnet.

Dass die Band auch anders kann beweisen die beinahe poppigen Überflieger „Shadowcasting“ und „Too Dramatic“, die oft genug in verschiedene Richtungen auszuschlagen drohen; dazu das wunderschöne „You And I Know“, fortgetragen von einem perlenden Piano, ein Höhepunkt des Albums ebenso wie das abschließende „Keep It Quiet“, ein charmant leidender Verschnitt, knapp an der Kitschgrenze vorbei, aber doch so harmonisch wie beherrschend.

Vieles auf „The Orchard“ bleibt nur angespielt und wirkt unvollendet, doch mit vielen feinen Soundnuancen und ein paar hübschen Melodien können Ra Ra Riot ihrer Zuhörer durchaus verzaubern. Bleibt die Frage, ob sich diese Band, wenn der kleine feine Zauber verflogen ist, zu einer wahrlich großen Liebe entwickeln wird oder ein kleines, feuriges Abenteuer bleibt. Diese Frage bleibt bis zum nächsten Album offen.
(valve-magazin.de)




"Too Dramatic" Video

4 Kommentare:

  1. Im letzten Sommer gekauft, im letzten Herbst verkauft.
    Das Debüt fand ich deutlich besser...
    5,5

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  2. Recht gut, aber mitunter etwas nervend.

    6,5 Punkte

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  3. Nervend zwar nicht, aber mehr als 6,5 Punkte gibt's von mir auch nicht.

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  4. Von mir gibt es etwas mehr. 7 Punkte

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