Björk, PJ Harvey, Feist, Tori Amos - 2011 war ein Jahr, in dem vor allem Künstlerinnen von sich Reden machten. Aber es gab auch noch weitere...

Laura Marling - A Creature I Don't Know



















Björk, PJ Harvey, Feist, Tori Amos - 2011 war ein Jahr, in dem vor allem Künstlerinnen von sich Reden machten. Aber es gab auch noch weitere relevante, weibliche Soloartisten über die hier bisher nicht gesprochen wurde. Also war es dringend an der Zeit ein paar Gespräche zu führen...


Oliver, wie und wann bist du auf Laura Marling aufmerksam geworden? Und gibt es einen besondern Laura Marling-Moment in deinem Leben oder ein Erlebnis, das du mit ihr verbindest?

Oliver: Ohne jetzt im Archiv des Konzerttagebuchs nachzublättern: ich glaube das war im November 2007 in der Pariser Cigale. Laura spielte beim Festival des Inrocks in der Pause vor dem roten Vorhang drei Lieder auf ihrer Akustikgitarre. Das ist eine schöne Tradition bei diesem Festival, um auf attraktive Weise die Umbaupause zu überbrücken und neue Künstler kurz vorzustellen. Laura gefiel mir auf Anhieb. Sie war so anders als die Mädels, die in dieser Zeit aus England kamen (Kate Nash, Lilly Allen, etc.), so ernsthaft, melancholisch, berührend. Ich wusste sofort, daß ich da ein Riesentalent gesehen habe.
Ein besonderer Laura Marling Moment? Nun, ich habe sie bei einer intimen Akustiksession (in einem Park, unter Kaskaden!) der französischen Musikseite le hiboo.com persönlich kenngelernt. Sie hat sofort gefragt, ob ich Deutscher sei, ich hätte einen deutschen Akzent. Woher sie wusste, wie ein deutscher Akzent klingt? Sie hätte ein paar Monate in Heidelberg gelebt und spricht auch ein wenig unsere Sprache. War wirklich ein angenehmer, entspannter Plausch. Das Witzige war, daß bei dem Dreh in dem Park (u.a. auch auf einem Karussell), die Spaziergänger keinen blaßen Schimmer hatten, wer denn die junge blonde Sängerin war.






Laura Marling hat bisher 3 Alben veröffentlicht, wie ist ihre Quote in deinem Plattenschrank und wie würdest du das neue Album im Vergleich mit ihren früheren Werken einordnen?

Oliver: Ich habe die ersten beiden Alben im Original (auf CD) und das aktuelle Werk als Promo bekommen. Das neue Werk ist eine konsequente Weiterentwicklung, ein weiterer Schritt hin zur Reife. Obwohl ja schon das erste Album für ein solch junges Mädchen unglaublich reif und traurig (My Manic And I) war. Alle drei Alben sind gut, auch das Zweite, denn das ist ein veritabler Grower.


Mit welchen drei Wörtern würdest du jemanden von "A Creature I Don't Know" zu überzeugen versuchen?

Oliver: Höre, genieße, staune!


Welche(n) Titel aus "A Creature I Don't Know" würdest du uns besonders ans Herz legen und warum?

Oliver: Ich bin kein besonders großer Fan von Hits und einzelnen Titeln, die man für Mixtapes benutzt. Vielmehr lasse ich Alben ganz altmodisch komplett durchlaufen und höre sie dann mehrfach am Tag, bis sich die Songs irgendwann den Weg in die Ohrmuschel gebahnt haben. Aber Sophia ist mit seinen Streicherparts schon sehr fein und I Was Just A Card geht mit seiner Nick Drakschen Melancholie auch enorm ans Herz.


Björk, Feist, PJ Harvey, Kate Bush, Tori Amos... - 2011 scheint musikalisch ein Jahr der Frauen zu sein. Kann Laura Marling da mithalten und was waren aus dieser Riege deine 3 persönlichen Favoriten?

Oliver: Klar, kann sie da mithalten. Meine Favoriten sind PJ Harvey (glänzendes Album und wunderbares Konzert im Olympia), Feist (ein Publikumsliebling in Paris) und natürlich Laura! Aber auch ein Blick nach Frankreich lohnt ungemein. Le Prince Miiaou ist eine Wahnsinnsperformerin und ihr Album ist auch nicht übel und nächstes Jahr werden mit Mina Tindle, Marie-Flore und Myra Lee gleich drei meiner absoluten Favoritinnen ihr Debüt vorlegen.


Vielen Dank, Oliver. Dann freuen wir uns 2012 auf deine Vorstellungen von Mina Tindle, Marie-Flore und Myra Lee.




Hier kann man mal von ausgeprägter Schönheit sprechen. Die Songs sind voller Melodien und Ideen. Laut und Leise. Marcus Mumford ist Geschichte. Sie hat eine Liebe gegen Songs und Geschichten eingetauscht. Mund abwischen und weitermachen. In allen Songs schwimmt der Schwermut an ihrer Seite, doch sie versucht zu lächeln. Immer dann schiebt sich die Sonne zurück in Marlings Herz, das uns wohl noch tolle Jahre schenken wird.

Laura ist gewachsen. Nicht nur, dass ihre Musik nun versucht sich anderen Traditionen anzuschließen, nein, sie versucht ihnen ihren Stempel aufzudrücken. Man nimmt teil an Umbrüchen, an Stürmen und an musikalischen Gleichnissen. Über allem schwingt eine große Portion Liebeswahn, der nicht immer einfach zu bewältigen ist. Man steht immer kurz vor dem Fall. Das weiß Laura und blickt in sich hinein. Ein Bett aus Knochen.

Ihre Begleitmusiker tun ihren Job und legen Laura in Watte. Irgendwer muss sie ja beschützen. Einige dunkle Tupfer sind nur schwer wegzukriegen. Ein Chor hilft, die Stimme dicker zu machen. Oder wirkt dann alles noch trauriger? Und dann gibt es ein Finale, dass dir den Wein aus der Flasche holt. Ist nun alles wieder gut? Laura Marling und Bill Callahan hängen die Latte dieses Jahr unglaublich hoch in den Himmel. Da hilft den Mitstreitern wohl auch kein Fosbury-Flop mehr.
(jahrgangsgeraeusche.de)

3 Kommentare:

  1. Dies ist ein gelungenes Album, wobei ihr zweites Album mein Favorit ist – und bleibt. Das liegt jedoch an mir und nicht an Laura Marling.
    7 Punkte.

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  2. Ihr mit Abstand schwächstes Album, oder?

    6 Punkte

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