Mit "Ice On The Dune" veröffentlichen Luke Steele (The Sleepy Jackson) und Nick Littlemore (Pnau) nach 5 Jahren...

Empire Of The Sun - Ice On The Dune

















Mit "Ice On The Dune" veröffentlichen Luke Steele (The Sleepy Jackson) und Nick Littlemore (Pnau) nach 5 Jahren Auszeit das zweite Album ihres Projekts Empire Of The Sun und versuchen mit exakt dem gleichen Konzept wie bei "Walking On A Dream" noch einmal durchzukommen: kitschiges Plattencover, Kostüme, die aus dem Fundus eines Fantasy-B-Movies zu stammen scheinen, Falsettgesang, der an Modern Talking denken lässt und liebliche Synthie-Pop-Songs, die mal an nach 70er Jahre Disco ("Awakening") oder Pop der 80er ("Concert Pitch") klingen, die Ethno-Karte ausspielen ("I'll Be Around") oder einfach belang- und ideenlos vor sich hin stampfen ("Celebrate"). 

Auf einen potenziellen Nachfolge-Hit für "Walking On A Dream" und "We Are The People" wartet man vergebens. Viel eingefallen ist Steele und Littlemore also nicht. Doch Halt! Ihre Kreativität ließen sie wohl in eine alberne Rahmenhandlung fließen, die im Video zur ersten Single "Alive" aufgegriffen wird:    

'Once, the world was pure. It was the Emperor and the Prophet who kept it thus. Each day, they charted the sun’s course across the sky, guided rivers down from mountain peaks, brought rains to quench raging fires. With the aid of their four priests, who possessed spirits of wild animals, they travelled the world tirelessly, maintaining nature’s delicate balance, allowing all things to grow and flourish - always with the aid of the sacred jewel held atop the Emperor’s crown... But one night, as the Emperor slumbered, recovering from his labours, true darkness appeared. The King of Shadows, ever the bitter foe of the Empire, and all it had achieved, crept into their temple. Craving the Emperor’s power, he stole the jewel from his crown - and in an instant the world was changed. Robbed of the bulk of his power, the Emperor and the Prophet watched helplessly as their temple was torn asunder, and their priests cast far out into the world. But even in that moment, when all appeared lost, there was one thing that the King of Shadows black heart simply could not have imagined... The Emperor and the Prophet have never abandoned hope.' 

Hohe Bewertungen dürfen sich Luke Steele und Nick Littlemore wohl abschminken!


Nun, es schadet sicherlich nicht, wenn man vor Einlegen dieser CD genügend Ampullen Insulin im Kühlschrank hat. "Ice on the dune" wirkt wie eine gigantische Zuckerglasur, so kalorienreich wird hier aufgetragen und mehr als süßlich dahergeträllert. Man könnte glatt Ohrenkaries und eine verklebte Harnröhre davon bekommen. Hat man sich jedoch durch den ganzen Sirup an den eigentlichen Kuchen herangekämpft, kommen wenigstens keine eingebackenen Fruchtfliegen zum Vorschein. Die erste Single "Alive" hat sich genügend Volumen angefuttert, um als neuerlicher Lobgesang auf die Tugenden des Vorgängers durchzugehen: Elektronische Tanzschaffe im Rubensformat mit in sich ruhenden Basslinien, glitzernden Chören aus der Weihnachtsbäckerei, einem Falsettgesang wie schmelzendes Nutella und den passend sahnigen Chören direkt aus dem französischen Lebkuchenhaus, dem wir ja bereits Daft Punk und ähnliche musikalische Dickmacher verdanken - das alles gibt es hier. Und noch viel mehr.

Man muss allerdings über eine verdammt gute Verdauung verfügen, um von den angebotenen Kalorienbomben "Concert pitch" und "I'll be around" keinen Durchfall zu bekommen. Zieht man sich ob der einsetzenden Bettschwere jedoch aufs Kanapee zurück und lässt in Ruhe sacken, kann das wahre Aroma dieser opulenten Götterspeise zu den Geschmacksknospen vordringen. Es stellt sich hiernach in der Tat so etwas wie innere Glückseligkeit ein. Spätestens beim ölig triefenden "Celebrate" und dem folgenden Bäuerchen während des MGMTesken Nachtischs "Keep a watch" als Finale ist dann aber endgültig Schicht im Schacht. Wohl dem, der jetzt unmittelbar neben seinem Musikraum eine Erleichterungszelle vorfindet.

Nach all dieser fragwürdigen Küchen- und Toilettenrhetorik sollte es eigentlich nur Gewinner geben. Diejenigen, die Empire Of The Sun für ihre Schamlosigkeit verachten und ignorieren, verpassen nichts und dürfen über Los gehen, ohne wegen eines aua Bauches klagen zu müssen. Der Rest, der sich voll Freude dieser akustischen Völlerei hingibt, wird wenigstens nicht mit faden Lightprodukten vertröstet, sondern darf sich guten Gewissens durchschlemmen und anschließend direkt nach hinten plumpsen lassen. Wenn schließlich so viele Wonneproppen um einen herum sind, fällt man bestimmt ganz weich. Das einzige, was dieser Platte neben einer allgemein besser verträglichen Rezeptur fehlt, ist der entsprechende Warnhinweis für den Kunden.
(Plattentests)

3 Kommentare:

  1. Ich hab das Album noch nicht gehört, aber das Cover ist mal wieder grandios hässlich.

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  2. Einen Tick weniger schlimm als befürchtet. Also die Musik, nicht das Cover.5 Punkte

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